2008-02-24 digital life Vor drei Jahren den rechten Weg eingeschlagen Heute vor drei Jahren, am 24.02.2005, habe ich mein erstes GNU/Linux auf meinem Rechner installiert. Heute vor zwei Jahren, habe ich in diesem Artikel [0] das erste Jahr mit dem Gnu Revue passieren lassen. Heute vor einem Jahr, habe ich in diesem Ar- tikel [1] die zwölf anschließenden Monate kompakt zusam- mengefasst. Seitdem sind abermals 365 Tage vergangen. Anlass einen Blick zurück zu werfen: Das letzte Jahr hat damit begonnen, dass ich mich gerade so richtig in meinem neuen Heim (der Shell) zurechtgefunden hatte. Die grundlegenden Pfeiler (dwm, vim, mutt, ...) waren vorhanden und ich fühlte mich zusehens wohl in meinem Zuhause. In den nachfolgenden Monaten habe ich dann vor allem dieses Heim noch besser eingerichtet. Die Stolpersteine weggeräumt, weitere kleine Helferlein hinzugefügt, Ecken abgerundet, und überhaupt alles hier und da ein bisschen zurechtgerückt, glatt geschliffen und angepasst. So dass ich mir inzwischen nichts anderes mehr als mein alltägliches Zuhause vorstellen kann, als diese (für mich) optimale Umgebung, mit kürzesten Wegen, besten Werkzeugen und somit höchster Produktivität! Letztes Frühjahr und den Sommer über hat mich auch die Browser- Frage etwas mehr geschäftigt. Wer mutt nutzt, weiß ``all mail clients suck, mutt just sucks less''. Inzwischen weiß ich ``all browsers suck, but i dont know which one sucks less''. Ich habe allerlei verschiedene Browser durchprobiert ... und geblieben ist doch die Kombination aus Iceweasel (einfach zu fett) und w3m (nicht komfortabel genug). So lebe ich mit diesen Zwei und würde den ersteren gerne ersetzen, doch ich weiß nicht mit was. Während des Jahres ist mein Server auch mehr und mehr zur zen- tralen Komponente meines Netzwerkes geworden. Mein Emailing läuft sowieso ausschließlich darüber, aber auch was die Datenhal- tung und das Backup anbelangt, steht der Server nun im Mittel- punkt. Gerade das Backup habe ich jetzt endlich automatisiert und muss mich so nicht mehr darum kümmern. Über das Netzwerk mounte ich immer noch per Samba, was im Bezug auf das Executable-Bit allerdings Unzufriedenheit aufkommen lässt. Hier wird sich zukünfig sicher was tun. Zum Monitoring des Servers habe ich auf Basis von `rrdtool' allerlei Statistik-Scripte geschrieben die mich nun anschaulich über die wichtigen Informa- tionen informieren. Im September hatte ich leider eine Art Plat- tencrash im Server. Die Systemplatte reagierte nur noch eingeschränkt und einen Neuinstallation war angesagt. Dies führte gleich zu etwas mehr Festplattenspeicher ... und die jet- zige Backuplösung wurde dadurch auch schnell und gut realisiert. Bei der Partitionierung habe ich mich diesmal mit `parted' auf der Kommandozeile befasst, anstatt wie bisher grafische Tools zu verwenden. Ansonsten kann ich zum Server noch sagen, dass `masqmail' `msmtp' als MTA abgelöst hat; `mlmmj' Mailinglisten verwaltet, die mit `wmf' in HTML umgewandelt werden; und ich ein paar Versuche mit `bind' als Nameserver gemacht habe. Die Emailsituation sieht schon ganz gut aus (ich wollte mal noch `minimalist' testen), aber bei DNS gibt es noch viel zu tun. Chat und Instant Messag- ing verliert immer mehr an Bedeutung. Ich habe zwar `bitlbee' und `weechat' entsprechend eingerichtet ... aber seit Monaten nicht mehr verwendet. Und das ist IMO auch gut so! So viel zum Server. Im letzten Jahr hatte ich noch geschrieben, dass ich ganz frisch ein Debian/kFreeBSD installiert hatte, und dass diese Richtung die Zukunft weist. Diesbezüglich lag ich absolut richtig. Ich habe FreeBSD installiert und mich einige Zeit näher damit beschäftigt (auch Plan9 hatte ich kurz angetestet). FreeBSD gefällt mir zum einen ziemlich gut, aber so ganz passen Dinge wie die Konfiguration (viele globale Konfigurationsdateien mit glo- balen Variablen) und so nicht zu meinen Vorstellungen. Was mir jedoch sehr gut gefällt, ist eben das schon erwähnte Debian/kFreeBSD. Ich habe APT (das eigentlich BPTE heißen müsste: Best Packaging Tool Ever), es ist ein Debian (eine geni- ale Community und Freie Software) und dazu noch BSD (ein besserer Kernel und nicht so viel bloated GNU-Stuff). Inzwischen habe ich einen kFreeBSD-Server am laufen und auf dem Notebook eine derar- tige Installation. So ganz ``fertig'' ist kFreeBSD noch nicht ... aber ich höre meine Zukunft schon davon erzählen. Weiter zum Programmiersektor. Ich dachte immer, ich sei kein großer Programmierer. Naja, nicht dass ich nicht könnte, aber ich tat es in den letzten Jahren eher seltener. Immer nur Webdesign und so Zeug. Im vergangenen Jahr hat sich das ziemlich gewandelt. Nicht nur dass ich sehr viel mehr mit der Shell gescripted habe (ist ja kein ``richtiges'' Programmieren). Auch nicht, dass ich FreeBASIC entdeckt und zu meinem Programmieranfängen zurückgekehrt bin (zumindest in Erin- nerung). Und ich meine damit noch nicht mal, dass ich mich mit SED vertraut gemacht habe und darin inzwischen recht gut bin. Sondern vor allem, dass ich jetzt ein C-Programmierer bin! :-) Über das Studium bin ich eingestiegen, hab es dann mal ein bisschen mit C++ probiert (das hat mich aber nicht so recht befriedigt. (... wusste ich eigentlich ja schon davor)) und dann bin ich bei C gelandet. Und es sieht ganz so aus, als fände jeder irgendwann dorthin wo er hin muss. Makefiles, GCC & Co. sind meine neuen Freunde ... und ganz frisch auch Valgrind, Gprof und Gcov. Dass natürlich alles mit Mercurial versioniert wird, seht außer Frage. Und wenn man schon was Nützliches erzeugt, dann hat man (jedenfalls ich) doch die Verpflichtung, es in die Öffentlichkeit zu tragen. Als Debian-Nutzer denkt man dabei gleich an Debian-Pakete. Mir ging es nicht anders und ich habe mir ein Debian-Repository aufgesetzt und erstelle nun Pakete meiner Programme. (Auch auf kfreebsd-i386 habe ich schon por- tiert.) GnuPG hat mit dem Signieren von Debian-Paketen angefangen und seit wenigen Tagen signiere und verschlüssle ich auch Emails. Mein PublicKey is online und muss nur noch von vielen Personen signiert werden. Nicht vergessen sollte ich auch LaTeX, das schon Alltag beim Schreiben von längeren Dokumenten geworden ist. Aber auch Man- pages erstelle ich nun regelmäßig. Dann gibt es noch die Community, für die ich zunehmend mehr beitrage. Da wären meine ersten Bugreports für Debian, einzelne Mails an die Debian-BSD-Mailingliste, Artikel für das Debianforum-Wiki und Pimp My Shell, ebenso wie Installationsan- leitungen auf meiner Merkseite und ein Vortrag bei der LUG-Ulm über die Unix, dwm und die Shell. Auch haben dieses Jahr (dank mir) zwei Personen Windows den Rücken gekehrt und verwenden jetzt ein ``richtige'' Betriebssystem: mein Freund Manu (Ubuntu) und mein Dad (Debian). Keiner der Beiden ist unzufrieden -- schön. Was mir von diesem Jahr besonders in Erinnerung bleibt, ist mein Wechsel von GNU/Linux zu Unix. Hiermit meine ich vor allem, dass sich meine Ansichtsweise und Position zu dieser Art von Betrieb- systemen geändert hat. Es geht mir einfach gar nicht mehr (noch weniger als davor schon) um Linux, aber auch GNU wird mir immer unattraktiver (wenn auch ich meinen Respekt weiterhin zollen werde), die Unix-Philosophie, Thompson, Richie, Kernighan, Pike und Co. dagegen werden immer zentraler für mich. Ich verwende Unix, weil mir die Unix-Philosophie zusagt und voll einleuchtet! Ich verwende Unix, weil ich überzeugt bin, dass die erwähnten Personen etwas Gutes geschaffen haben! Und ich verwende Unix, weil ich damit frei bin: Ich kann es mir formen wie ich will, ich kann es erweitern wie ich will und ich kann meinen Output weitergeben und ich will genau das! Unix ist gut ... und je mehr ich mich damit beschäftige, desto mehr stelle ich genau das fest! Das nächste Jahr bringt Tiefe, in jedem der oben erwähnten Bereiche: Debian, C, Unix. [0] http://marmaro.de/Apov/Artikel=80 [1] http://marmaro.de/Apov/Artikel=140 http://marmaro.de/apov/ markus schnalke