2007-12-07 the real world Die deutsche Rechtschreibung Konsistenz!? Das geschriebene Wort ist das grafische Abbild der gesprochenen Sprache. Optimalerweise ist das Abbild bestmöglich. Entscheidend ist jedoch, ob man die geschriebene Sprache als reines Abbild des Gesprochenen ansieht, oder als eigenständiges Konstrukt mit Bezug zum Gesprochenen. Im ersten Fall (als reines Abbild), ist das Geschriebene nur dem Ziel des bestmöglichen Abbilds verpflichtet. Regeln für das Geschriebene, die mit dem bestmöglichen Abbild konkurrieren, sind dann nicht erlaubt. Im zweiten Fall, darf die geschriebene Sprache durchaus eigene Regeln aufstellen, die dann auch die Abbildung ein Stück von der bestmöglichen Projektion entfernen. Wenn die Abbildung das wichtigste ist, dann ist ``Stengel'' die bevorzugte Schreibweise. Mit Blick auf die Konsistenz der geschriebenen Sprache, wäre es aber ``Stängel'' (weil von ``Stange''). Die neue deutsche Rechtschreibung legt also Wert auf die Konsistenz des Geschriebenen, und nimmt das schlechtere Abbild in Kauf. Betrachtet man dagegen die beliebte Tomatensauce, so steht nach neuer Rechtschreibung das (bessere, aber dennoch nicht beste) Ab- bild ``Ketschup'' vor der Konsistenz zu anderen Sprachen ``Ketch- up''. Wäre es nicht auch konsistent, wenn man einheitliche Ziele ver- folgen würde? Zugegeben, diese Probleme lassen sich nicht so einfach lösen, denn würde jeder so schreiben, wie er redet, dann gäbe es nicht mehr _die_ deutsche Sprache. Der Münchner in Hamburg, hätte mehr als das Sprachproblem beim Reden. Er könnte nicht mehr lesen, was geschrieben steht. Andererseits sollte man das Regelwerk auch möglichst klein und natürlich halten. Und wenn 95% der Menschen ein Wort auf eine Art schreiben, wäre es dann angebracht, es (einer Regel entsprechend) in einer anderen Schreibweise als korrekt zu de- finieren? Für die geschriebene deutsche Sprache ist es der Duden, der den quasi-Standard definiert. Man müsste ihn schon mal lesen, um zu wissen, wie man was schreibt. Ich habe keinen Duden. Ich berufe mich bei Schwierigkeiten auf den Vergleich der Trefferanzahlen bei Google für die ver- schiedenen Schreibweisen. ... ich sollte ich dafür schämen! Auslöser für diesen Artikel war übrigens ``Zinsaufwendungen'', das eigentlich ``Zinsaufwändungen'' geschrieben werden sollte, denn es kommt zweifelslos von ``Zinsaufwand''. Dazu einen Kommentar, den ich bei der Suche nach der korrekten Schreibweise gefunden habe: Man schreibt nach DUDEN, Dt. Rechtschreibung, 24. Aufl., zwar jetzt ``aufwändig'' (früher ``aufwendig''), es bleibt aber bei ``Aufwendungen'' (``Aufwändungen'' hat man sich dann inkonsequenterweise wohl nicht getraut.) [0] [0] esse-est-percipi auf http://iq.lycos.de http://marmaro.de/apov/ markus schnalke