2007-11-08 gesellschaftsanalyse Altersunterschiede 20 ist nicht 50 ``Trag doch nicht zwei Kisten auf einmal! Lauf lieber zwei Mal.'' Dies war der Kommentar eines 50-Jährigen zu meinem Verhalten. Wenn ich in der Abenddämmerung laufen gehe (oder nachts ohne Licht Fahrrad fahre), dann heißt es: ``Du siehst doch den Weg gar nicht mehr. Das ist doch gefährlich!'' Und bei unter 10°C solle ich lieber das Auto statt dem Fahrrad nehmen. Das wäre besser. Alles Ratschläge von erfahrenen Menschen an einen jungen (uner- fahrenen) Kerl -- mich. Luc de Clapiers meint dazu: Die jungen Leute leiden weniger unter ihren Fehlern als unter der Weisheit der Alten. Eine gewiss gute Erkenntnis, aber nur ein Teil des Problems. Der eigentliche Punkt sind meiner Meinung nach, nicht die Ratschläge an sich, sondern dass es die falschen Ratschläge sind. Sie sind unangemessen. Deshalb werden sie auch selten beherzigt. Weshalb sind sie aber unangemessen? In einem Satz: 20 ist nicht 50! Was für 50-Jährige gilt, gilt nicht für 20-Jährige. Der Alte (ich erlaube mir diese vereinfachende Bezeichnung) hat Recht, nur eine Kiste auf einmal zu tragen. Er muss sich seine Kraft einteilen, er muss an seinen Rücken denken, er würde die zweite Kiste abends spüren. Er tut gut daran, nur eine Kiste zu nehmen. Nur gilt dies nicht für den Jungen. Er muss sich seine Kraft nicht sonderlich einteilen, er spürt abends nicht jeden Knochen. Er muss seine Kraft loswerden, er muss trainieren. Es wäre schlimm, würde sich der Junge so verhalten wie der Alte. Er würde nicht vorwärts kommen, da das Vorbild (der Alte) nicht mehr so strebsam ist, wie man es mit 20 sein muss. Wer sich mit 20 so verhält wie 50-Jährige, der befindet sich auch auf eben deren Abwärtstrend. (Um es klarzustellen: Ich schreibe 50-Jährige nicht ab -- keineswegs! Ich habe eine Menge Respekt vor ihnen.) Meine Aussage ist, dass geeignetes Verhalten bei 20-Jährigen ganz anders aussieht, als geeignetes Verhalten bei 50-Jährigen. Hier nun die Sicht des 20-Jährigen: Ich trage zwei Kisten, weil es Training ist. Ich würde auch drei Kisten tragen, nur um zu sehen, ob ich es kann. Ich fahre/laufe im Dunkeln, um meine Sinne zu schärfen. Jeder sollte das mal machen. (Und vermutlich haben es die Alten früher auch getan.) Ich jogge auf unebenem Untergrund (auch im Dunkeln). Ich will eben keine Angst vor dem Umknicken haben, deshalb trainiere ich meine Sehnen, mein Bodengefühl und meine Koordination. Und zum Thema Auto statt Fahrrad: Weshalb denn überhaupt? Was ist mit den eigenen Füßen? Luxus führt zu Bequemlichkeit, die zu Trägheit führt. Und schon sind wir bei der Todsünde! (Ich führe immer wieder gerne die 7 Todsünden an, denn ich sehe darin gute Anhaltspunkt für ein besseres Leben.) Nun müssen aber die Alten sowie die Jungen ihre unterschiedlichen Bedürfnisse gegenseitig akzeptieren. So sehe ich es durchaus okay an, wenn der 50-Jährige mit dem Auto fährt. Der 20-Jährige begeht aber, bei gleichem Verhalten, einen Fehler. Er sollte das Fahrrad nehmen. In ein paar Jahren (möglichst vielen) aber, darf er sich mehr Bequemlichkeit gönnen. Fühestens jedoch nachdem er seinen Lebenshöhepunkt hinter sich gelassen hat. Denn Bequemli- chkeit führt zum Abstieg. Machen wir uns nichts vor: mit 50 geht es nicht mehr groß aufwärts. Ist ja auch normal so. Aber mit 20 muss man streben, um sein Limit möglichst hoch zu setzen. Im Alter wird man davon profitieren ... und während seines Strebens auch schon. Ihr Alten, Weisen, helft uns Jungen, mit eurer Erfahrung, vorwärts zu kommen. Erinnert euch an eure eigene Jugend und freut euch eures Lebens! Ihr Jungen, hört den Alten zu (in einigen Jahren wisst ihr wieso), lernt von den Erfahrenen, und ..... strebt! http://marmaro.de/apov/ markus schnalke