2020-07-19 the real world Beim ersten Mal Meta-Erfahrung Es ist eine irrige Erwartung, dass man etwas beim ersten Mal schon koennte. Selbst wenn man allerlei Lebenserfahrung hat, macht man Fehler, einfach aus dem Grund, weil man nicht weiss worauf man haette achten muessen. Man sollte sich darauf einstellen, dass jeder erste Versuch ver- mutlich scheitert: Die erste Ehe, der erste Hausbau, der erste Job, das erste Kind, die erste Abschlussarbeit, usw. Seltsam wie sehr die uebliche Sicht davon abweicht! Wir gehen davon aus, dass wir es beim ersten Mal schon koennten. Teilweise sind mehrere Versuche auch nicht vorgesehen oder gar missbilligt. Eines spricht aber fuer den ersten Versuch: Unsere naive Selbstueberschaetzung. Wir denken wir koennten es. Dabei koennen wir es beim ersten Mal weniger als bei jedem spaeteren. Nur die Motivation ist beim ersten Mal groesser. Wir kennen noch nicht die Widrigkeiten; wir kennen nicht die Muehe; wir haben die Niederlagen noch nicht erlebt; ... Es lernt sich auch nie mehr so leicht wie aus den Fehlern des ersten Mals, denn diese sind (hinterher!) offensichtlich und gra- vierend. Sie tun auch am meisten weh, denn das Erlebnis des ersten Mals kann man am wenigsten korrigiert wiederholen. Jedes weitere Mal wird sich aehneln, aber das unvoreingenommene erste Mal ist dahin. Sollte man darum erste Male bewusst zur Uebung nehmen, um er- fahrener den ersten relevanten Fall anzugehen? Das wuerde man doch Ausbildung nennen -- ein strukturierter paedagogischer An- satz. Aber man kann sich ja auch nicht fuer alles ausbilden. Also muss man es entspannter sehen: Was soll's! ... ist das Geld halt grossteils verschwendet. Was sind schon 115,-?! Was ist schon die verlorene Zeit?! Alles Kleinigkeiten! Aber das erste Mal ist futsch ... und schlimmer: aus einer Einzelaktion wird eine Beschaeftigung, ein Hobby, eine Unternehmung. Es entwickelt sich zu einer Taetigkeit, die laengere Zeit Platz im Leben ein- nimmt. Dabei wollte man doch nur ein Ergebnis erreichen. Besser also Profis beauftragen, die sich dem Thema annehmen, statt es selber zu tun!? Falls das in dem Fall moeglich ist. Und dann braucht man erst auch noch Profis, die so denken wie man selbst oder zumindest die fremde Denkweise erkunden und sich ihr entsprechend verhalten wollen. Man braucht also sehr faehige Per- sonen, die leider Mangelware sind. Darum mache ich die Dinge lieber selber. Dann muss ich mich nur ueber meine fehlende Er- fahrung aergern (die ich dadurch gleichzeitig reduziert habe), statt ueber die Unfaehigkeit oder Einperspektivigkeit/Egozentriertheit von vermeintlichen Profis. (Also Profis moegen sie schon sein, aber nur in einem kleinen Teilgebiet mit engen Grenzen. Das stelle ich mir nicht unter einem Meister vor.) Die wirklich guten Leute sind leider un- fassbar teuer (weil sie eben so selten sind), oder man braucht viel Glueck um sie zu finden. Also mit den vielen ersten Malen im Leben leben, sie als Schritte auf dem Lebensweg annehmen. Sich engagiert aber ohne Illusion einem ersten Mal zuwenden. Nicht auf das Glueck hoffen, sondern sich dafuer entscheiden, dieses Thema ins Leben aufzunehmen, Er- fahrungen zu sammeln, Rueckschlaege einzustecken, anfangs schlecht zu sein, dann aber immer besser zu werden. Darum sollte ich mich nicht aergern -- es war nur das zu erwar- tende Scheitern beim ersten Mal. Diese Meta-Erfahrung sollte ich langsam mal in meinen aktiven Erfahrungsschatz aufnehmen! Und so schlecht war's doch auch gar nicht. Das nicht gesehene Problem(chen) war schon auf hohem Niveau. Ich muss auch gar nicht unbedingt besser werden auf diesem Gebiet. (Es ist mehr so, dass ich halt bei allem was ich tue gerne ein Meister waere. :-) ) Ich sollte mich auf das Gute konzentrieren, es so nehmen wie es nun eben ist, geniessen, ... nicht so sehr nach Zielen schauen, sondern gute Zeiten verleben. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke