2019-02-05 the real world Unternehmertum Ordnungsbuerokratie Heute war ein Scheisstag. Gestern auch schon. Eigentlich schon die ganze letzte Zeit war jeder Tag so. Das liegt an ver- schiedenen Aspekten meiner Situation. Es liegt an zu wenig Schlaf, an fehlender Erholung, usw. Es liegt aber auch an fehlender Motivation bei der Arbeit (was nicht nur meine Schuld ist). Das alles haengt zusammen, so dass der fehlende Schlaf vielleicht die Folge von fehlender Zufriedenheit mit dem am Tag Erreichten ist, was wiederum die Folge der Unproduktivitaet ist, was wiederum die Folge der fehlenden Motivation ist, was wiederum die Folge von fehlenden Anreizen fuer Einsatz ist, usw. Die Situation am Ende der Mittagspause war sowas von bezeichnend. ``Tja, es hilft ja alles nichts, man muss halt wieder weiterar- beiten.'' Wie wir da dagesessen sind. Wir wir alle staendig am Noergeln sind. Wir sollten nicht noergeln, aber es ist soviel schlecht und es gibt keine Wege um es zu verbessern. Das ist was die Noergelei erzeugt. Das Problem ist nicht, dass es schlecht ist. Das wirkliche Problem ist, dass man es nicht verbessern kann. Unternehmertum basiert auf der Hoffnung, dass man fuer seinen Einsatz Erfolge hat. Je sicherer dieser Deal ist, desto mehr wird investiert. Hier ist dieser Deal aber grottenschlecht. Selbst einfachste In- vestitionen versanden sofort. Die ganze Umgebung ist vollkommen investitionsfeindlich. Alles Unternehmertum, alle Eigeninitia- tive, alle Veraenderungsversuche, alle Experimente, alles scheitert sofort, wird erstickt. In dieser Umgebung wird sich nichts veraendern. Sie verhindert es effektiv. Wie soll man da motiviert sein? Es ist irrsinnig. Das frisst so- viel Energie! Man verpulvert sie, ohne etwas zu erreichen. Das sind Investitionen die sich nie auszahlen. Man geht dabei nach und nach bankrott, verliert seine Energie, geht daran kaputt, wird krank. Motivation hat zwei Teile: Innere Motivation des Einzelnen und aeussere Faktoren der Umgebung. Die innere Motivation ist vorhan- den, soviel ist klar. Sie ist in Massen vorhanden. Man muss ihr nur eine Umgebung schaffen in der sie wirken kann. Diese Umgebung fehlt aber grundsaetzlich. Motivation heisst Tunwollen. Motiva- tion heisst Anstossenwollen. Motivation heisst Bewegenwollen. Fuer nichts davon ist die Umgebung bereit. Sie haette gerne Bewegung, aber sie will sich nicht von der Stelle bewegen. Sie haette gerne Tun aber es soll sich nichts veraendern. So funk- tioniert das nicht! Die Umgebung sieht schon das Problem gar nicht. Wie soll man da erwarten, dass sich etwas daran aendert? Das Problem ist aber vorhanden: Ich bin vollkommen demotiviert. Alles was ich tue erfordert groesste Kraftanstrengung von mir und es kommt doch kaum etwas dabei raus. Dabei wuerde ich sofort Abende oder auch ein Wochenende fuer einen Hackathon investieren, wenn ich damit die Aussicht auf Er- folge haette. So ein Vorschlag wuerde hier aber sofort als unerwuenscht abgewiesen werden, weil sowas nicht vorgesehen ist. Jeder Versuch in diese Richtung fuehrt zu negativen Gefuehlen. Das ist negative Konditionierung. Man versucht es irgendwann gar nicht mehr, weil man keine Lust darauf hat, sich wieder weh zu tun, wieder Energie zu verlieren, ohne einen Schritt weiterzukom- men. Wir entsprechen in unserem Verhalten dem was die Umgebung vor- gibt. Wie in einem Spiel versuchen alle ganz automatisch zu op- timieren: Bei welchem Ressourceneinsatz springt fuer mich verhaeltnismaessig am meisten raus? Die Umgebung definiert die Regeln. Die Gewinnstrategie in dieser Umgebung hier ist Minimalinvestition. So einfach ist das. Es ist traurig, denn fuer alle waeren mehr Unternehmertum und mehr Investitionen besser ... bloss fuer die Ordnungsbuerokraten nicht. Denen geht es um Ordnung, nicht um Ergebnisse. Sie sind das Gegenteil der Unternehmer. Fuer sie ist weniger Aufwand immer besser, da fuer sie Ergebnisse irrelevant sind. Ihnen geht es nur um die Einhaltung irgendwelcher Regelungen aus Selbstzweck. Die Sinnhaftigkeit der Regeln ist ihnen egal. Die Regeln sind nunmal da, also sind sie einzuhalten. Das ist ihre Devise. Dass es diese Regeln zu einem Zweck gibt und dass es diese ganze Ordnungsbuerokratie zum Dienste der Ergebnisschaffenden gibt, auf diesen Gedanken kommen sie gar nicht. Egal wie man es dreht und wendet. Es aendert sich nichts daran, dass die Ergebnisse so gut wie irrelevant sind. Und egal was gesagt wird, man ist nicht bereit irgendetwas zu geben, um etwas zu erreichen. Jede Vorstellung von ``etwas zu erreichen'' ist dieser Umgebung fremd. Das Schlimme daran: Wer in dieser Umgebung investiert, wird aus- gebeutet. Hier Hoffnung auf Erfolge zu machen ist unmoralisch, denn man wird sie nicht haben. Wer hier investiert, weil er aus seinem Innersten heraus die Welt verbessern will, wird bankrott gehen, kaputt. Es ist eine fatale Kombination als Unternehmer in dieser Ordnungsbuerokratie. Ich spuere die Folgen am eigenen Leib. Ich gehe daran kaputt ... Da hilft kein Schoenreden. Da hilft es auch nicht auf die dur- chaus vorhandenen guten Aspekte der Arbeit zu schauen. Diese Umgebung entzieht meine Energie. Sie saugt mich aus. Mein natuer- liches Arbeitsverhalten ist in dieser Umgebung eine Verlierer- strategie. Daran etwas aendern zu wollen ist ein sinnloser Kampf, an dem ich zugrunde gehe. Die Konsequenz kann nur sein: Es wird Zeit zu handeln. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke