2018-08-06 the real world Vorbild Theaterspielen Vor zwei Tagen habe ich theatergespielt. Ich habe mich dabei in einer fuer mich ungewoehnlichen Weise exponiert. Dies war ein einmaliges Ereignis zu einem mir sehr wichtigen Anlass. Theater- spielen ist nichts was ich gerne mache ... es widerspricht mir. Dennoch kann ich es gut. Der Grund, weshalb ich es gut kann, liegt in meiner Kindheit. Ich habe dort die wichtigste Erkenntnis eines Vorfuehrenden vor Publikum gewonnen, und ich hatte ein Vorbild. Auf meine jetzige Aussage, dass ich das meiste meiner schauspielerischen Faehigkeiten von diesem Vorbild gelernt haette, fragte eben dieses Vorbild ganz verwundert, was ich denn von ihm gelernt haette. Die Antwort ist folgende: Ich habe gelernt, dass man so laut sprechen muss, dass es die Leute ganz hinten verstehen koennen. Das an sich mag nur ein of- fensichtlicher Hinweis sein, letztlich steht er aber fuer eine grundsaetzliche Denkweise, naemlich dafuer, dass entscheidend ist, was beim Publikum ankommt. Man muss also seinen Betra- chtungswinkel umkehren, wenn man vor Publikum steht. Das war die Grundlage fuer alles weitere. Darauf konnten dann beispielsweise Ueberlegungen von Zaubershows aufbauen, wo es nur um Illusion und Ablenkung geht ... also wiederum die Betrachtung vom Publikum aus, egal was wirklich ist. Es geht um die Wirkung, nicht um die eigentliche Tat. Und so hat auch die Uebertreibung/Ueberzeichnung, die vor Publi- kum noetig ist, seinen Platz in meiner Sichtweise auf Vor- fuehrungen gefunden: Masken im Zirkus mit deutlich ueberzeichnet geschminkten Muendern und Augen ... oder Gesten, die man vor Pub- likum groesser ausfuehren muss als man es normalerweise tun wuerde ... oder, dass man langsamer und deutlicher sprechen muss. Die wichtigen Dinge muss man besonders stark rausstellen, weil sie sonst zu leicht untergehen. Ein Freund hat mir dazu vor ein paar Monaten erst von einem Sprech-Kurs in seinem Studium er- zaehlt, wo es um die Ausformung bestimmter Laute ging, die sonst typischerweise untergehen wenn man laut vortraegt. Auch da muss vor Publikum uebertrieben werden, damit die relevante Information ankommt. Mein Vorbild selber hat mir vor langer Zeit mal von den Anforderungen der Sprecher im Fussballstadion, mit den langen Schalllaufzeiten, erzaehlt. Das habe ich dann um meine eigenen Erfahrungen mit Lautsprecheransagen bei Sportturnieren erweitern koennen. Usw. Letztendlich basiert das alles auf der Erkenntnis, dass es um die Wirkung beim Publikum geht, und das habe ich zum ersten Mal als Kind von meinem Vorbild gelernt, das mir damals gesagt hat, dass mich die hintersten Personen verstehen koennen muessen. Dieser einfache Hinweis hat ueber die Jahre ganz schoen grosse Kreise gezogen! Ausserdem ist mein Vorbild das relevante Schauspielervorbild, das es in meinem Leben gibt. Ein Beispiel zu haben ... ein Bild, das man als Bezugspunkt nutzen kann ... das ist enorm hilfreich. Ohne das haette ich diesen Auftritt kaum machen koennen. Man braucht Bilder ... Vor-Bilder ... nicht um gleich werden zu muessen, sondern um eine Vorstellung zu haben, was sein kann! Ohne die Vorstellung kein Werk! http://marmaro.de/apov/ markus schnalke