2017-09-06 the real world Eigenenergie nutzen Einfache Frustvermeidung Vielleicht sollten die Leute asiatische Kampfsportarten lernen, damit sie es verstehen. Dort ist die Essenz naemlich immer, dass man den Schlag des Gegners nicht abblocken sondern ihn umlenken und zum eigenen Vorteil nutzen soll. Am schwierigsten ist es, gegen die Energierichtung des Anderen anzugehen; am einfachsten ist es, seine Eigenenergie zum eigenen Vorteil zu nutzen. Das ha- ben die Leute noch nicht verstanden. Ich war in einer Behoerde. Dort musste man im Wartesaal Nummern ziehen. Ich kam also durch die erste Tuer in einen kurzen Zwischengang, bevor die naechste Tuer in den Hauptsaal fuehrte. Vor dieser zweiten Tuer blieb ich stehen, weil dort ein Schild hing, man muesse eine Nummer ziehen. Vor mir durch die Glastuer sah ich die Anzeige der aufgerufenen Nummern im Hauptsaal aber ich sah keinen Nummernausgabeapparat. Also schaute ich mich neben mir im Zwischenflur um, sah aber ebenfalls keinen, dafuer sah ich ein zweites Schild, das darauf hinwies, dass es erforderlich sei, eine Nummer zu ziehen. Erst nach einer Weile des Rumsuchens mit Fragezeichen im Kopf entdeckte ich die Nummernausgabe schliesslich als unscheinbarer Kasten an der Wand. Das ist es was ich meine: Zwei grosse Schilder haben nicht aus- gereicht, um mich zur richtigen Stelle zu leiten, und das in einer Situation in der die Behoerde leer war und ich Ruhe hatte. Man stelle sich das nun vor mit Stress, mit Dutzenden Menschen um einen herum, mit einem Kleinkind auf dem Arm und mit gar keinen oder schlechten Deutschkenntnissen oder als Analphabet! Nun ist es ja so, dass jeder Neuankommende so eine Nummer ziehen muss. Folglich sollte man die Nummernausgabe mitten in den na- tuerlichen Weg stellen. Dann braeuchte man gar kein Schild mehr, weil fuer jeden klar waere, was zu tun ist. So haben wir im einen Fall einen schlecht platzierten Automaten, bei dem selbst zwei grosse Schilder nicht ausreichen, ihn in den Fokus zu ruecken. Zudem benachteiligt diese Situation unnoe- tigerweise Analphabeten, Auslaender, Blinde und sonstige ``Behin- derte'' (fuer welche Behoerdengaenge sowieso schon schlimm sind). Im anderen Fall haetten wir einen gut platzierten Automaten, der alles weitere unnoetig machen und ganz automatisch korrekt benutzt werden wuerde. Es scheint so offensichtlich zu sein, aber stattdessen kaempft man an gegen die natuerliche Verhaltensweise der Menschen. All diese abertausenden kleinen Frusterzeuger im Alltag sieht man gar nicht, bloss wenn bei einer Loveparade eine Massenpanik aus- bricht, dann fragt man sich ploetzlich, warum -- ueberspitzt for- muliert -- die fliehenden Menschen denn die Schilder nicht gelesen haben. Ja, warum nur hat mich der kraeftige Boxer zu Boden geschlagen, als ich seinen Schlag blocken wollte, waehrend der schmaechtige Asiat den grossen Boxer auf die Bretter geschickt hat, ohne sich anzustrengen? Ja weshalb bloss? Und es ist traurig, dass hier Fragezeichen auftauchen! Lernen wir es endlich: Das Allerschwierigste und Verlustreichste ist, sich dem natuerlichen Streben entgegen zu stellen, und das Erfolgsversprechendste ist, seine natuerliche Stossrichtung fuer eigene Zwecke zu nutzen oder zumindest zu akzeptieren und umzu- leiten. Schaut man sich die Evolution in den Lavinen- und Muren- schutzverbauungen an, dann findet man dort genau diese Erk- enntnisse. Wenn es aber um den Alltag der Menschen geht, setzt sich dieses Denken nur sehr langsam durch, und vielerorts ist man noch weit davon entfernt es wenigstens mal gehoert zu haben. Zurueck zum konkreten Fall: Der Platz des Nummernausgabeautomaten ist schlecht gewaehlt, aber er ist dort nunmal fest in die Wand eingebaut. Man kann ihn also nicht einfach umstellen. Auch in dieser Situation kann man mehr tun als textuelle Schilder aufzuhaengen. Man kann stattdessen pfeilfoermige Schilder verwen- den, die werden von allen Sehenden verstanden. Man kann das Zielobjekt fotografisch abbilden statt mit Namen zu nennen. Man kann Signalfarben verwenden. Man kann die Schilder in Augenhoehe anbringen oder in den Weg stellen. Man kann den Weg mittels Leit- baendern umleiten, und so am Nummernausgabeautomat vorbei fuehren. All dies waere wenig Aufwand, haette aber eine grosse Auswirkung. Es erfordert nur ein Erkennen und Akzeptieren. Was ich hier anhand eines Falles beschrieben habe, ist ueberall in unserem Alltag zu finden. Ich denke dabei z.B. auch an Software-Oberflaechen. In einigen Bereichen hat sich die Situa- tion bereits verbessert aber es ist weiterhin viel Potenzial vorhanden, um Frust zu vermeiden, Ablaeufe fluessiger und Men- schen gluecklicher zu machen. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke