2014-04-27 the real world Duschhaehne Verbesserungsbestreben Hoert das Verbesserungsbeduerfnis auf, sobald der aktuelle Zu- stand nicht mehr allzu schlecht ist? Fehlt das Bestreben, eine ordentliche Loesung in eine sehr gute zu verwandeln? Ob eine solche Optimierung Sinn macht, ist eine Frage des Verhaeltnisses von Aufwand und Nutzen. Ich will ein konkretes Beispiel anfuehren: Duschhaehne. Ich dusche regelmaessig in wechselnden Duschen. So erlebe ich die Vielzahl der Umsetzungen am eigenen Leib. Das staendige Hauptproblem ist es, die passende Temperatur einzustellen. Es wird so viel geforscht und entwickelt in Deutschland, aber beim Duschen stehe ich jedes Mal mehrere Minuten da um zwischen kalt und heiss hin und her zu pendeln, bis ich endlich bei angenehmer Temperatur duschen kann. Unfassbar! Da koennte man mal taeglich spuerbare Entwicklungsarbeit leisten. Wo liegt das Problem? Es beginnt mit den Duschen, die je einen separaten Drehknopf fuer Kalt- und Warmwasser haben. Bei ihnen muss man jedes Mal wenn man das Wasser andreht die passende Temperatur neu finden. Technisch war das scheinbar die einfachste Umsetzung eines Duschhahns. Ihr Problem ist die fehlende Orthogonalitaet zwischen den Achsen auf--zu und kalt--warm. Zwischen diesen beiden Regelungsachsen sollte es keine Abhaengigkeit geben; die Drehknoepfe fuehren aber zu einer. Die Loesung dafuer heisst Einhebelmischer. Statt zwei Drehknoep- fen hat man nun einen Hebel. Mit ihm kann man durch Ziehen und Druecken die Wassermenge und durch nach links und rechts Bewegen die Temperatur regulieren. Damit besitzt die Steuerung diejenige Orthogonalitaet die dem Problem inherent ist. Mir ist mal erzaehlt worden, dass Deutschland nach dem Krieg technologisch davon profitiert hat, dass viel zerstoert worden war. Waehrend z.B. in England selbst heute noch viele Zwei- Drehknopf-Systeme im Einsatz sind, sind beim Wiederaufbau in Deutschland hauptsaechlich die neueren Einhebelmischer eingebaut worden. Die Verbesserung durch den Mischer war wohl nicht gross genug um zum Ersetzen der alten Regler zu motivieren. Hatte man dagegen beim Neueinbau die freie Wahl, so waehlte man natuerlich den besseren Mischer. So komme ich zu der Erkenntnis, dass das Vorhandensein einer akzeptabel guten Loesung zu einer Verbesserungstraegheit fuehrt, und damit zu dem Fazit, dass wenn man grundlegende Verbesserungen anstrebt, man den Leidensdruck zuvor nicht abmildern darf. Waehrend die Einhebelmischer bei Waschbecken wohl gerade die bestmoegliche Loesung sind, finde ich sie in den Duschen nur mit- telmaessig. Es ist mir zwar theoretisch moeglich die Wassermenge unabhaengig von der Temperatur zu regeln, in der Praxis ver- schiebt sich der Hebel beim Oeffenen und Schliessen aber meist auch zur Seite. Die theoretische Orthogonalitaet ist also prak- tisch nicht gegeben. Die Abhilfe sind zwei separate Regler fuer die Wassermenge und die Temperatur. Beim Waschbecken, dagegen, waere dies stoerend. Dort ist es wichtig, mit einer Hand oder einem Unterarm beide Achsen regeln zu koennen. Dort ist die Bedienschnelligkeit wichtiger als die Exaktheit der Regelung. Ganz anders in der Dusche. Dort stoeren zwei separate Regler nicht. Meist will man doch nur die Wassermenge steuern. An der Temperatur regelt man nur selten und dann auch nur graduell. Solche Duschregler gibt es, sie sind aber bei weitem noch nicht der Standard. Der Grund ist, dass die momentan vorherrschenden Einhebelmischer gut genug sind. Der Mehrwert der separten Regler ist zu gering als dass genug Motivation zum Umbau aufkaeme. Das System laesst sich weiter verbessern: Die Temperaturskala sollte keinesfalls linear sein. Sie sollte vielmehr in der Mitte breit und am Rand schmal sein. Neben heiss und kalt an den An- schlaegen sollte sie einen moeglichst breiten Mittelbereich ha- ben. Wenn 80% der Einstellungen im Bereich von ein paar Grad liegen, dann sollte dieser Temperaturbereich auch 80% des Re- gelwegs einnehmen. Eine weitere Verbesserung sind sogenannt Termostatmischarmaturen, die versuchen Ungleichmaessigkeiten bei der Wassertemperatur auszugleichen, indem der Temperaturregelung durch ein Dehnstof- felement automatisch nachjustiert wird. So kann z.B. die Zeit bis die Rohre zwischen Boiler und Brause auch warm geworden sind wegoptimiert werden. Entscheidend ist jedenfalls, dass all diese Verbesserungen auf der gleichen technischen Komplexitaetsstufe liegen. Die Unter- schiede sollten nur in der Bauform liegen. Die Robustheit, die man durch eine hoehere Komplexitaetsstufe verlieren wuerde, waere einen kleinen Mehrwert kaum wert. Jede Verbesserung auf der gleichen Komplexitaetsebene sollte aber umgesetzt werden. ... und das gilt nicht nur fuer Duschsteuerungen. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke