2012-06-17 the real world Die Voegel Eine Schreckensvision Erst kuerzlich wurde mir von Greifvoegelattacken auf Menschen er- zaehlt. Vorgestern hat es mich selbst getroffen. Ich war auf dem Heimweg vom Faustballtraining. Die drei Kilometer nach Hause jogge ich fuer gewoehnlich, mit den Kickschuhen in den Haenden. So auch am sommerlichen Freitag Abend. Ein Stueck des Wegs fuehrt am Rand eines Laubwaldes, neben einer abgelegenen Wiese, entlang. Als ich dort lief, hoerte ich einen gellenden Schrei und wie ich nach oben schaute sah ich einen Maeusebussard aus dem Baum ueber mir auffliegen. Den hatte ich wohl ueber- rascht. Wenn ich am Abend unterwegs bin, sind die Chancen Tiere zu sehen gross. Ich freue mich wenn ich es schaffe nahe an sie heran zu kommen bevor sie mich bemerken. So war ich auch erfreut ueber die gute Sicht auf das Gefieder des Mausebussards. In Gedanken an die Schoenheit der Tierwelt lief ich weiter meines Wegs. Doch ploetzlich ertoente ein weiterer Schrei und wie ich erneut nach oben schaue, sehe ich den Bussard auf mich herab schiessen. Unwillkuerlich zog ich den Kopf ein. Knapp zwei Meter ueber mir -- und das ist gefuehlt wenig -- liess er zum Glueck ab und schwang sich wieder in die Hoehe. Mein Puls haemmerte. Ich war fassungslos. Das war ein Angriff gewesen. Das war mir bislang nicht mal ansatzweise passiert. Doch mir blieb keine Zeit das Er- lebnis zu verarbeiten, denn nach einer Kurve ueber den Baeumen stuerzte sich der Bussard schon wieder auf mich herunter. Dieses Mal konnte ich mich schneller drehen und meine Arme gegen ihn erheben. Das schien ihn einzuschuechtern, denn er zog frueher wieder hoch. Er liess es aber nicht dabei bleiben. Mit einer weiteren Runde ueber den Baeumen nahm er Anlauf um sich erneut mit einem gellenden Schrei auf mich herabzustuerzen. Zwar konnte ich ihn fruehzeitig zum Wiederhochziehen bewegen indem ich meine Kickschuhe in Abwehrhaltung nach oben nahm, aber das Gefuehl angegriffen zu werden blieb. Sein Verhalten kam mir nicht wie eine einfache Warnung nicht naeher zu kommen vor, es war eher eine massive Vergeltung gegen mutwilliges Eindringen in den inti- men Bereich des fremden Reviers. Sechs oder acht weitere Angriffe folgten, bis ich die zweihundert Meter am Waldrand entlang hinter mir gelassen hatte und mein Weg in den Wald hinein fuehrte. Mein Puls raste. So anstrengend hatte ich mir den Lauf nach Hause nicht vorgestellt. An sich ist der Angriff eines Greifvogels fuer einen Menschen nicht sonderlich gefaehrlich. Klar, man wuerde Kratzer und Wunden davon tragen, aber sie waeren doch nicht im Vergelich zum Angriff eines Hundes. Dazu ist der Vogel zu klein und uns Menschen unter- legen. Trotzdem empfand ich direkte Furcht. Ich fuehlte mich klar in der Rolle des Opfers. -- Der weltbeherrschende Mensch ver- faellt beim Angriff eines ein Kilogramm schweren Vogels sofort in die Opferrolle. -- Das hoert sich ganz nach gesicherter Welth- errschaft an. Wir sind erbaermlich! Wuerden sich nur die Greifvoegel verschwoeren und gezielt und in Scharen angreifen, so wuerde sich der allzu ueberhebliche Weltbeherrscher, Mensch, nur allzu schnell, vor Angst schlotternd, hinter seiner Technik ver- stecken. Unsere Nacktheit, unsere Unfaehigkeit uns selbst zu schuezten, unsere Abhaenigkeit von der Technik wuerde uns unmit- telbar bewusst werden. Hitchcock hat uns nur Angst gemacht. Seine Voegel greifen fast nicht an. Seine Voegel haben auch keine Toetungskrallen und -schnaebel. Was, wenn die Greifvoegel lernen wuerden, dass es gar nicht so schwer ist, dem allzu selbstsicheren Menschen das Fuer- chten zu lehren? Was wenn die Voegel in den Krieg gegen uns ziehen wuerden? http://marmaro.de/apov/ markus schnalke