2011-12-27 the real world Buecher 2011 Was ich dieses Jahr gelesen habe Ich hatte nie eine genaue Vorstellung davon, wieviele Bucher ich in einem Jahr so lese. Zehn, zwanzig, dreissig? Ich haette es nicht sagen koennen. Als aber genau diese Frage aufkam, wollte ich es doch genau wissen. Folgend ist die Auflistung aller Buecher, die ich im Jahr 2011 gelesen habe: 1) J.R.R. Tolkien: Der kleine Hobbit [de] Mein Jahr begann mit dieser wundervollen Geschichte. Ueber- raschenderweise hatten wir uns dieses Buch sogar auf Deutsch in Santiago de Chile ertauschen koennen. Das war ein toller Fund, und er passte: Ich las von Bilbos abenteuerlicher Reise und steckte doch selbst in einer aehnlichen Unternehmung. Nichts beschreibt meine Zeit in Suedamerika besser als die Reise des kleinen Hobbits. 2) Claudia und Klaus: Abgefahren [de] Wir hatten sie besucht und auf ihrer Chacra mitgearbeitet. Na- tuerlich hatten wir auch ihr Buch, das wir beide bis dahin noch nicht gelesen hatten, mitgenommen. Ihre Geschichte belebte un- sere langen Diskussionen ueber's Aussteigen und alternative Le- bensstile. Auch wenn es besser gewesen waere, der Verlag haette Klaus seine drei geplanten Baende schreiben lassen, so ist das Buch dennoch bemerkenswert. (Auf Chiloe habe ich es einem litau- ischen Weltenbummler geschenkt.) 3) Che Guevara: The Motorcycle Diaries [en] In Lima war ich zu geizig gewesen eine betraechliche Summe fuer den 160-seitigen Klassiker auszugeben -- ein Fehler. In Ushuaia, Feuerland, konnte ich den Fehler (zum gleichen Preis) wieder gut machen. Schade jedoch, dass ich das Buch dadurch nicht lesen konnte, als ich durch Peru und Bolivien reiste, sondern dann waehrend meiner Zeit in Sued-Chile. Aber es war immerhin in Suedamerika. Das Buch hat mich viel Nachdenken lassen. So lang- sam -- mit soviel Pause nach jedem Abschnitt -- hatte ich zuletzt Goethe (in 2010) gelesen. 4) Michael Crichton: Jurassic Park [en] Ich hatte es Monate zuvor schonmal in Haenden, hatte mich dann aber fuer ``1984'' entschieden. Nun war es aber doch an der Zeit: Dieses Buch, das ich schon lange mal lesen wollte. Ich hatte schon mal ``Nippon Connection'' (Rising Sun), des gleichen Au- tors, gelesen und das hatte mir gut gefallen. Jurassic Park war ebenso klasse. Den Film bereits zu kennen, stoerte nicht. Jeff Goldblum spielt seine Rolle im Film sehr gut und ist dafuer abso- lut der Richtige, aber das Buch bietet einen noch vollkommeneren Ian Malcolm. 5) Michael Crichton: The Terminal Man [en] Jurassic Park hatte mir so gut gefallen, dass ich gleich nochmal was von Crichton lesen wollte. Ich verschlang das Buch in Rio, waehrend heisser Naechte im Stockbett am offenen Fenster. Es hat mich sehr gefangen genommen und hat meine gute Meinung von Crich- ton noch verstaerkt. 6) Oscar Wilde [en] Ich habe schon sehr lange Lust, mal Oscar Wilde zu lesen. In Rio fand ich zumindest ein kleines Buechlein mit kurzen Geschichten von ihm. Es hat meine Oscar Wilde-Lust zwar noch nicht befriedigt, war aber ein erster Schritt. 7) Stephen King: Christine [en] Dann, wieder in Deutschland, hatte ich nichts besseres zu tun, als wieder ein Buch auf Englisch zu lesen. So kann man das sehen. Ich aber sehe es so, dass ich in Suedamerika die Scheu vor Romanen auf Englisch verloren habe. Wieso also nicht auch in Deutschland mal ein Buch auf Englisch lesen? Und insbesondere, da ich schon eines im Schrank stehen hatte. Auf Stephen King hatte ich sowieso grosse Lust. Damit war die Sache entschieden. Spra- chlich hatte ich keine Probleme, was auch an Kings einfachem Satzbau liegt. Die Geschichte ist sowieso gut, und Kings Stil machte das Leseerlebnis perfekt. 8) J.G. Ballard: Crash [de] Wie auch immer ich auf dieses Buch kam, es haute mich schlichtweg um. Da verstand ich ploetzlich was Science Fiction auch/wirklich ist. Das war eine praegende Erfahrung, wie ich sie selten durch ein Buch erlebt habe. 9) William Gibson: Neuromancer [en] Science Fiction -- jetzt, wo ich das Thema beruehrt hatte, musste ich unbedingt auch den Klassiker lesen: Neuromancer. Das war no- chmal das gleiche Verstaendnis von Science Fiction, wenn auch anders verpackt. Hier tat ich mich aber immer wieder mal schwer mit der englischen Sprache. Aber ob ich nun Probleme mir der Sprache an sich hatte oder von der Geschichte verwirrt wurde, kann ich nicht entscheiden. Eindruecke bleiben -- deuten will/kann ich nicht. 10) Tom Bale: Overkill [de] Nach zwei so anstrengenden Buechern war mir wieder nach alt- bewaehrtem und leichtem Lesen. In diesem Thriller fand ich das. Meine Wahl war gut, denn die Wendungen der Geschichte ueber- raschten mich mehrfach, was keinesfalls der Normalfall ist. Ein unterhaltsamer Zeitvertreib. 11) H.G. Wells: The Time Machine [en] Dann aber wieder zu bedeutendern Werken. Als Kind war ich mal da- bei, als mein Vater an Neujahr die Verfilmung von 1960 angeschaut hat. Das war ein beeindruckendes Erlebnis fuer mich. Das Buch bot aber eine noch viel tiefere Erzaehlebene. Neben der netten Geschichte ist es auch ein wegweisendes Werk. Es hat sich un- bedingt gelohnt nicht nur den Film zu kennen. Der von 1960 ist zwar exzellent, aber er kann doch lange nicht soviel bieten wie das Buch. 12) Stephen King: On Writing [en] Ich selbst bin sicher kein grosser Geschichtenerzaehler und noch nicht mal ein guter Schreiber, dennoch habe ich aus diesem Buch viel gelernt. Ich habe es seither immer wieder aufgegriffen, da wertvolle Gedanken darin stecken. Es hat meine Fertigkeiten im Handwerk des Schreibens verbessert, mir aber ebenso Einblicke in seine Kunst des Schreibens geboten. Das Buch verbleibt als wichtiges Objekt in meinem Buecherregal. 13) Stephen King: Carrie [de] Wo ich jetzt gelesen hatte was King ueber seine Taetigkeit meint, musste ich natuerlich auch was von ihm lesen. Es war ein Beduerfnis erwachsen. Ich entschied mich, erneut Carrie zu lesen. Als Durchbruchswerk ist es noch etwas roh und ungeschliffen, aber es zeigt gerade Dinge gut, die King in On Writing beschreibt. 14) Harper Lee: To Kill a Mockingbird [en] Klar: ein Klassiker. Mehr wusste ich davon aber nicht. Ich haette die Verfilmung schon gesehen, wenn die Filmrolle im Kino nicht schon in den ersten zwanzig Filmminuten so oft gerissen waere, dass wir nach zwei Stunden aufgaben. Das aber erhoehte nur den Reiz das Buch zu lesen. Ich wollte dies unbedingt auf Englisch tun, da ich der Meinung war, dass das einen Mehrwert liefern wuerde. Die Entscheidung war gut, wenn ich auch nur muehsam meinen Zugang zum Suedstaaten-Slang fand. Die erzaehlte Geschichte ist einfach nur grossartig. 15) Thor Heyerdahl: Kon-Tiki [de] Haette ich die Moeglichkeit, eine Person der Men- schheitsgeschichte kennen zu lernen, so waehlte ich Thor Heyer- dahl. Dieser Meinung war ich auch schon vor Jahren, bevor ich viel ueber ihn wusste. Jetzt wollte ich endlich mal mehr erfahren und las die Geschichte ueber das Unternehmen mit dem alles be- gann: Kon-Tiki. Die Erzaehlung packte mich. Ich konnte nicht anders als weiterlesen. Und abseits der Unterhaltung, lieferte sie eine Menge wissenschaftlicher Einblicke und selbstbiogra- phischer Randnotizen. Dieses Buch hat mich in einer Weise beein- druckt, wie Darwins Bericht ueber seine Reise auf der Beagle. 16) Jack London: Der Seewolf [de] Zufaellig fiel mir Der Seewolf in die Haende. Von der zer- quetschten Kartoffel hatte ich natuerlich gehoert, das war's aber auch. Das Buch hatte meine Tante zu ihrem 15. Geburtstag bekom- men. Ich frage mich ehrlich, ob die Schenker sich bewusst waren, was sie ihr da schenkten. Mich brachten die Beschreibungen des rauhen Lebens auf der Ghost, jedenfalls zur Nuechternheit des Le- bens zurueck. Jetzt will ich nur gerne auch noch den Film- Vierteiler sehen. 17) J. M. Bauer: So weit die Fuesse tragen [de] Ich hatte es im Sommer schon anfangen wollen, doch bei dreissig Grad kann man sich (er)frierende Menschen im Zug einfach schlecht vorstellen. Somit hatte ich es nochmal aufgeschoben. Im Dezember aber fror ich selbst oft genug und konnte mich damit gut in Forell hineinversetzen. In welches Haus man auch schaut, dieses Buch hat doch fast jeder im Regal stehen ... und zu recht. Es beschreibt sehr glaubhaft eine Welt, die die Leben meiner Gros- seltern praegte, mir aber allzu fremd ist. Dieses Buch lehrt zu verstehen. Die neutrale Erzaehlersicht ist die wichtigste Kom- ponente der Erzaehlung. Diese Unvoreingenommenheit und die Selbstbetrachtungen Forells machen das Buch fuer mich besonders. Neben Romanen hatte ich auch Computerliteratur gelesen, wenn auch in diesem Jahr weniger als sonst: 18) Dougherty & O'Reilly: Unix Text Processing [en] Ein Geschenk meines Professors. Ich habe hier und da Stuecke aus- gelassen, aber insgesamt doch 80% gelesen. 19) Ossana & Kernighan & Ritter: Nroff/Troff User's Manual [en] Die troff-Referenz. Passend zum vorhergehenden Buch. Man sollte ruhig ab und an mal eine Referenz *lesen*, und nicht nur darin nachschlagen. 20) Schaefer: Root-Server einrichten und absichern [de] Nicht ueberragend, aber nuetzlich. 21) Wirth: Compilerbau [de] Eine knackige Einfuehrung in die wichtigsten Konzepte, anhand von Pascal. Ein schoenes Ergaenzungswerk. Mit 21 Buechern komme ich auf eines alle 2,5 Wochen, oder, wenn man die Computerbuecher weglaesst, eines alle 3 Wochen. Mein Lesepensum ist damit hoeher als erwartet. Deutlich bemerk- enswerter ist fuer mich jedoch, dass die Haelfte der Bucher auf Englisch waren. Bei Fachliteratur bin ich schon laenger auf en- glische Literatur gewechselt, da die meiner Meinung nach oft praeziser ist und ich mich nicht ueber seltsame Uebersetzungen von stehenden Fachbegriffen aergern muss. Seit meiner Zeit im Ausland greife ich nun aber auch bei Romanen hier und da mal zu einer englischen Orginalausgabe, wenn ich mir davon einen Mehrwert verspreche. Der ueberzeugendste Fall bisher war Orwells 1984, dessen Newspeak seine Direktheit verliert, liest man nur eine Uebersetzung. So endet 2011. Doch was steht an fuer 2012? Zuerst einmal notwendige, aber gleichfalls reizvolle, Computerli- teratur: The Dragon Book ``Compilers'' von Aho, Sethi und Ullman und Jerry Peeks MH-Buch. Kernighan und Plaugers ``Software Tools'' liegt aber auch noch oben auf meinem Schreibtisch. Abseits der kuehlen Fachliteratur habe ich viel Lust in Fan- tasiewelten einzutauchen. Natuerlich auch mit Stephen King: ``Der Buick''. ``Dreamcatcher'' waere vielleicht wieder ein Kandidat um auf Englisch gelesen zu werden, mal sehen. Wenn ich Ruhe finde, dann will ich mich auch gerne mal an den Herrn der Ringe machen. Ansonsten ist eine Biographie immer willkommen. Und sicher wird auch der eine und andere Klassiker dabei sein. Darwins ``Von der Entstehung der Arten'' steht da zum Beispiel im Regal. Letzlich lasse ich mich aber gerne von aktuellen Entdeckungen lenken und ziehe auch immer wieder gerne ein altes Buch raus um es zum zweiten oder auch mehrten Mal zu lesen. Ohne Nachschub war ich jedenfalls noch nie. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke