2011-11-15 the real world Waehlen gehen? Unentschlossen Die Volksabstimmung in Baden-Wuerttemberg zu Stuttgart 21 rueckt naeher und ich stehe noch immer unentschlossen vor der Frage ob ich abstimmen soll oder nicht. Wenn ich waehlen gehe, dann wil ich das aus Ueberzeugung tun. Ich will dann meine Meinung vertreten. Ich will nicht taktisch waehlen und ich will auch nicht waehlen weil jeder zur Wahl gehen sollte. Ich glaube nicht, dass eine hoehere Wahlbeteiligung zwangslaeufig besser ist. Aber daruber kann man lange disku- tieren. Entscheidend ist, dass wir ein Wahl*recht* haben. Dieses nutze ich, wenn ich will. D.h. wenn ich eine ueberzeugte Meinung habe. Dazu stehe ich. Die aktuelle Situation ist komplizierter. Es interessiert mich nicht gross, ob Stuttgart kuenftig einen Durchgangsbahnhof oder einen aufgemotzten Kopfbahnhof oder unveraendert den alten Kopfbahnhof hat. Der Sachverhalt an sich ist mir gleich. Ich habe mich deshalb auch nicht informiert und darum auch keine Position bezogen. Wie kann ich also abstimmen? Bei meiner Vorstellung vom Waehlen geht das nicht. Trotzdem auf dem Abstimmzettel nur ein Kreuz zu machen ist, geht es hier um eine vielschichtigere Situation. Auch wenn es mich nicht interessiert, welcher Art der Bahnhof ist, so kuemmert es mich sehr wohl, wie diese ganze Sache bisher verlaufen ist. Ob der Durchgangsbahnhof nun gebaut wird oder nicht ist mir egal, solange so ein Unternehmen in Zukunft nicht wieder so ablaeuft. Es geht mir nicht um das Was, sondern um das Wie. Das jedoch sehe ich in der Abstimmfrage nicht repraesentiert. Egal was ich stimme, ich kann meiner Meinung nicht Ausdruck verleihen. Das stoert mich. Es stoert mich, weil mir eine Wahl wichtig ist. Eine Wahl soll die Meinung der Bevoelkerung aufzeigen. Das aber ist hier nicht gut genug moeglich. Unabhaengige Nebenthemen von aehnlicher Wichtigkeit werden auf die eine Abstimmfrage projez- iert. Das Ergebnis ist ein extrem vereinfachtes (zwei Prozentzahlen), und damit verfaelschtes, Meinungsbild. Klar, man muss vereinfachen. Dann aber will ich auch eine Option um auszu- druecken, dass ich meine Meinung so nicht wiedergeben kann. Die Sache wird einfach, wenn ich taktisch waehle. Unabhaengig von der eigentlichen Frage koennte ich der erhofften Nebeneffekte und Interpraetationen wegen abstimmen. Nur, das genau will ich nicht. Das widerspricht meiner Vorstellung vom Waehlen. Es faengt halt schon damit an, dass mir unser Wahlsystem an sich -- mit dem einen Kreuz -- unzureichend ist. Das zeigt sich, wenn ich eine Menge von Parteien befuerworte, ohne mich fuer eine einzelne entscheiden zu koennen/wollen, waehrend ich eine andere Menge von Parteien ablehne. Wie soll ich dann waehlen? Ich muss mich auf eine Partei festlegen, das stoert mich. Unf falls das eine Aussenseiterpartei ist, dann verpufft die Stimme, waehrend sie bei einer der grossen Parteien effizient gewesen waere. Also waehle ich taktisch, oder? Und so drehen wir uns im Kreis. Soll ich nun abstimmen, oder nicht? Soll ich nur deshalb abstim- men, weil ich die Wahlkampfargumente der einen Seite ueberzeugend und aufrichtig finde, waehrend mir die Argumente der anderen Seite ausweichend vorkommen? (Und das fuer mich als neutralen Beobachter der Geschehnisse.) All dieses Umgebungsgeplaenkel, das gar nichts mit der eigentli- chen Abstimmfrage zu tun hat. Sollte ich womoeglich meine Exak- theit ablegen und in der Frage einfach das sehen was ich sehen will? Weil eine schlechte Ausgangsbasis eben zu schlechten Reak- tionen fuehrt? Ich bin unveraendert unentschlossen was ich tun soll. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke