2011-09-27 the real world Das Richtige fuer dich Bestimmung deines Lebens Ich glaube man kann sich seine Bestimmung nicht aussuchen. Man kann sie aber finden. Ob man angekommen ist zeigt sich auf einfache Weise, wie Stephen King in folgender Anekdote beschreibt: When my son Owen was seven or so, he fell in love with Bruce Springsteen's E Street Band, particularly with Clarence Clemons, the band's burly sax player. Owen de- cided he wanted to learn to play like Clarence. My wife and I were amused and delighted by this ambition. We were also hopeful, as any parents would be, that our kid would turn out to be talented, perhaps even some sort of prodigy. We got Owen a tenor saxophone for Christmas and lessons with Gordon Bowie, one of the lo- cal music men. Then we crossed our fingers and hoped for the best. Seven months later I suggested to my wife that it was time to discontinue the sax lessons, if Owen concurred. Owen did, and with palpable relief -- he hadn't wanted to say it himself, especially not after asking for the sax in the first place, but seven months had been long enough for him to realize that, while he might love Clarence Clemons's big sound, the saxophone was simply not for him -- God had not given him that particular talent. I knew, not because Owen stopped practicing, but be- cause he was practicing only during the periods Mr. Bowie had set for him: half an hour after school four days a week, plus an hour on the weekends. Owen mastered the scales and the notes -- nothing wrong with his memory, his lungs, or his eye-hand coordination -- but we never heard him taking off, surprising himself with something new, blissing himself out. And as soon as his practice time was over, it was back into the case with the horn, and there it stayed until the next lesson or practice-time. What this suggested to me was that when it came to the sax and my son, there was nev- er going to be any real play-time; it was all going to be rehearsal. That's no good. If there's no joy in it, it's just no good. It's best to go on to some other area, where the deposits of talent may be richer and the fun quotient higher. Talent renders the whole idea of rehearsal meaningless; when you find something at which you are talented, you do it (whatever it is) until your fingers bleed or your eyes are ready to fall out of your head. Even when no one is listening (or reading, or watching), every out- ing is a bravura performance, because you as the crea- tor are happy. [0] Ich selbst fasziniere mich fuer artistische Gleichgewicht- suebungen wie Slacklinenen und Handstaende. Wenn ich fleissig ue- ben wuerde koennte ich bestimmt gut werden. Das ist aber genau so ein Saxophon-Fall. Ich baue eben nicht jeden freien Nachmittag die Slackline auf um ein paar Stunden lang damit Spass zu haben. Fuer mich ist Slacklinenen eine Taetigkeit die ich zwar gerne mache aber bewusst tun muss. Mir passiert es nicht, dass ich ohne es zu merken Nachmittage lang auf ihr rumturne. Mich muss man nicht fuenfmal zum Essen rufen weil ich nicht von der Line runter komme. Das zeigt deutlich, dass dieses Hobby nicht meine Bestim- mung ist. Ich mag es gerne und wuerde gerne mehr koennen aber ich werde damit nicht abheben. Anders ist es mit dem Laufen. Rennen zu gehen ist ein Beduerfnis fuer mich. Es gibt Zeiten da brauche ich einfach acht Kilometer am Abend. Die Anstrengung und die Zeit die ich unterwegs ver- bringe befriedigen mich. Sie werten mein Leben auf. Ich muss mich nicht dazu zwingen; es zieht mich von selbst hinaus. Sowas ist mir beim Slacklinen noch nie passiert. Auch konsequentes Training um Ziele zu erreichen ist mir beim Rennen nicht fremd. Ich mache das trotz der Qualen gern. Dies zeigt, dass mir das Rennen viel bedeutet. Ich habe darin eine Erfuellung gefunden die mich man- chmal abheben laesst. Rennend habe ich mir einen Lebenstraum er- fuellt fuer den ich monatelang hart gearbeitet habe. Das alleine sagt schon genug. Dennoch gibt es Phasen in denen ich kein ein- ziges Mal unterwegs bin. Auch renne ich den ganzen Winter ueber nie. Selbst wenn mir das Rennen viel bedeutet, es gibt noch ein Hobby das mindestens eine Liga hoeher spielt: Computer. (So nichtssagend die Bezeichnung ``Computer'' auch ist, ich weiss doch keine bessere die genau das trifft was ich meine. Gleichzeitig umfasst ``Computer'' aber auch sehr viel das ich nicht meine.) Ich muss nur schauen wieviel Zeit ich arbeitend und lernend mit dem Computer verbringe um zu wissen, dass er die/eine Bestimmung meines Lebens ist. Ohne ihn wuerde mir etwas fehlen. So wie einem etwas fehlt wen man erblindet oder einen Hand verliert. Ich beschaeftige mich mit Computern schon alleine weil mich die Beschaeftigung damit gluecklich macht. Ich muss keine Ziele erreichen; die von mir geschriebene Software muss von niemandem genutzt werden. Der Lohn meiner Arbeit ist die Arbeit selbst. Wenn ich mich mit Computern beschaeftige hebe ich ab. Folglich sollte ich mein Leben nutzen um mich mit Computern zu beschaeftigen. Genau das ist die Aussage Kings. Ich bin jedoch auf dem besten Weg genau das nicht zu tun. Der Grund ist, dass ``Computer'' soviel bedeutet wie ``Buch''. Stephen King will keine Buecher binden, sammeln, uebersetzen; auch keine Lexika zusammentragen oder mittelhochdeutsche Gedichte schreiben. Er will Horror- und Psychothrillerromane schreiben -- dafuer lebt er; fuer alles andere was mit Buechern zusammenhaengt nicht. Genauso ist es bei mir. Ich lebe fuer einen kleinen Teilbereich der Sachen die mit Computern zusammenhaengen. Andere Teilbereiche haben bei mir den selben Reiz mit dem Stephen King Lexika recher- chieren wuerde. Zu seinem Glueck fliegt die Welt auf Horrorli- teratur, waehrend meine Computerinteressen ungeachtet bleiben. Was wuerde Stephen einem Poet empfehlen der in mittelalterlichen Gedichten seine Bestimmung gefunden hat? Dafuer kaempfen oder einsehen, dass es sinnlos ist? Dabei interessiere ich mich nicht fuer das Gegenstueck zu solchen Gedichten. Ich sehe in meiner Ar- beit durchaus einen Mehrwert fuer unsere moderne IT-Welt. Muss man nur sturer Idealist sein um jahr(zehnt)elang durchzuhalten -- alles fuer seine Bestimmung/Ueberzeugung zu opfern -- oder ist der Erfolg halt nur den paar Besten vergoennt, zu denen ich wahrscheinlich nicht gehoere? Ich bin dabei beruflich einen anderen Weg einzuschlagen, in ein Gebiet das mir auch viel bedeutet, wenn auch nicht so viel wie die Computer. Ist das die Resignation oder eine vernuenftige Entscheidung? Ich wechsle von der Ueberzeugung, mein wichtigstes Hobby nicht zum Beruf zu machen, zum Gegenteil und wieder zurueck. Der letzte Schritt aber hauptsaechlich getrieben durch die erwarteten Er- folgschancen in dieser Welt. Spricht das gegen mich als Idealist und fuer mich als sozialer Mensch? Der Kaempfer und der Bauer ... [0] Stephen King -- On Writing http://marmaro.de/apov/ markus schnalke