2011-09-01 the real world Die Wahrheit Mal auf andere Weise Manchmal ist es an der Zeit aufzuhoeren zu versuchen doch noch alles schoen hinzudrehen. Dann gilt es zu bekennen -- die Wahrheit anzunehmen. Ich habe den Anspruch an mich selbst, zumindest zweimal jeden Monat einen Text fuer apov zu schreiben. Zwei Mal in dreissig Tagen -- das muss drin sein; das muss es mir wert sein. Nachdem ich am ersten August schon einen Text geschrieben hatte, war ich zuversichtlich, dass sich in den verbleibenden vier Wochen noch ganz von selbst was ergeben wuerde. Das ist dann ein Schreiben weil man nicht anders kann -- ganz entspannt also. Trotz so viel Zeit und genug Inspiration stehe ich jetzt ohne da. Ich hatte Anstoesse, die ich dann aber anders verarbeitet habe, und wieder andere Anstoesse wo danach die Zeit und Ruhe zum Niederschreiben fehlte. Tage danach war dann das Feuer raus. Ich muss schreiben wenn es mich draengt, nicht auf Abruf. So habe ich den ungeschriebenen Text die letzten Tage vor mir her geschoben und doch nicht zu Papier gebracht. Ich habe die Idee nicht mehr verarbeitet, denn das Thema scheint schon verarbeitet. Noch nicht mal beim Rennen konnte ich es wieder aufwaermen. Es ist kalt, erledigt. Zugegeben, allzu spannend war es auch nicht, aber ich haette bestimmt einen zufriedenenstellenden Artikel daraus machen koennen; als es noch heiss war zumindest. Nachdem ich jetzt die ganze Zeit drum rum geredet habe, will ich euch den Ausloeser nicht vorenthalten und mit irgendwas will ich *diesen* Artikel ja auch fuellen. Zudem, so ganz abgeschlossen scheint das Thema noch nicht zu sein. Zumindest draengt es mich es irgendwo doch noch zu verwerten, nicht einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Also: Zukunftsplaene. Das Thema beschaeftigt mich gerade immer wieder mal. Wenn man dann locker darueber brainstormt, dann laeuft es immer wieder auf's Gleiche raus: ``Ja, im Lotto muesste man halt gewinnen! Oder reich heiraten!'' Etwas ernster sind dann die Geschichten von den grossen Coups: Facebook, Google, Mitfahrsys- teme. Heutzutage kommen die grossen Erfindungen von Freaks an ihren Computern. Ich mache ja auch was mit Computern, wieso also nicht? Alle traeumen sie vom Einen: Auf einen Schlag reich werden. Das mit dem Lottospielen ist von intelligenten jungen Menschen selten ernst gemeint, wissen sie doch um die Wahrscheinlichkeiten. Geht es aber um grosse Coups dann scheinen sie die Wahrscheinli- chkeiten ausser Acht zu lassen. Liegt das daran, dass man da selbst am Steuer sitzt? Nur weil es keine nummerierten Kugeln sind ist die Wahrscheinlichkeit aber auch nicht hoeher. Schimpft mich einen Pessimisten, doch ich glaube, auf dem soliden Weg wird man am wahrscheinlichsten reich. (Nicht dass mir das besonders wichtig waere, uebrigens.) So, jetzt habe ich doch darueber geschrieben, wenn auch nicht allzu lang. Aber da war noch mehr. Heute. Heute habe ich mit meiner Masterarbeit beginnen wollen. Ich hatte Lust dazu loszulegen -- oder sagen wir besser: den Grund- stein zu legen. Es kam nicht dazu. Wichtigeres stand an: Ich war zu einer Skatrunde eingeladen worden. Nicht dass ich dem Skatspiel so erlegen waere, nein, es waren die Mitspieler die den Ausschlag gaben: Mein Opa, sein Bruder und sein Nachbar. Ich junger Furz und drei alte Maenner -- jeder von ihnen dreimal so alt wie ich. So was darf man sich nicht entgehen lassen! Man wird es sonst bereuen. Auch wenn ihre Haende zittern und man ihnen manchmal die Kar- tenwerte vorlesen muss weil ihre Augen nicht mehr gut sind, Kar- tenspielen koennen sie halt. Wenn man von zwei alten Karten- bruedern in die Zange genommen wird, dann merkt man was Erfahrung bedeutet. Erfahrung ist das was man nur auf einem Weg erlangen kann und fortan hat. Wenn alte Menschen am Tisch sitzen, dann reden sie auch. Es gibt fuer mich wenig besseres als bei so einer Runde dabei zu sein. Wir meistern die Zukunft mit dem Wissen aus der Vergangenheit. Diese Menschen haben die Vergangenheit erlebt -- selbst erlebt. Gegen sie sind wir alle nichts als Greenhorns -- kurzsichtige Draufgaenger. Das Alter ist ungemein reizvoll fuer mich. Doch neben all dem Glanz des heutigen Tages bleibt doch auch ein bittrer Bissen. Wenn ich schon bekennen will, dann darf er nicht unerwaehnt bleiben. Jeder von uns bekaempft seine Geister und manchmal bekommt man von ihnen einen Schlag verpasst. So ich heute. Es ist traurig und es macht mich wuetend, und doch bleibt mir nichts anderes ue- brig als es hinzunehmen. Heute und das naechste Mal und so weiter. Ich bin machtlos dagegen, denn die Kosten einer Gegenwehr sind zu hoch. Wirklich? Ich will es nicht akzeptieren, aber es bleibt mir nichts anderes uebrig. Wirklich? Wie soll das nur weitergehen? Ich weiss es nicht. Ich will nicht akzeptieren! http://marmaro.de/apov/ markus schnalke