2011-03-12 the real world Patagonien ueberwaeltigend! Patagonien -- man nimmt diesen Begriff so leicht in den Mund. Jetzt wo ich da war -- in diesem Moment ja noch durch seine noer- lichen Gebiete fahre bevor ich es Richtung Buenos Aires verlassen werde -- und wo ich seine unfassbare Groesse und Vielfalt erlebt habe, tue ich mir schwer diesen Begriff ueberhaupt noch anzuwen- den. ``Patagonien'' zu sagen ist wie ``Gebirge'' zu sagen. Ge- birge haben tausend Facetten, tausend Charakter, sie bestehen halt alle aus Bergen. So etwa ist es mit Patagonien: Das ist halt der Zipfel da unten, am Ende der Welt. -- Es sagt doch gar nichts aus. Wie man das kleine Wort ``Asien'' so leicht jongliert, so gebrauchen die Leute auch ``Patagonien''. Ich fuehle mich ausser Stande Patagonien zu beschreiben. Ich wuesste schon nicht wo zu beginnen. Ich bin ueberfordert. Ich kann ja noch nicht einmal sagen wo Patagonien beginnt oder endet. Patagonien ist eine Welt fuer sich; eine Erfahrung fuer sich. Man muss es erlebt haben -- einen seiner vielen Aspekte -- um zu wissen wovon ich rede. Intuitiv weiss man was Patagonien ist. Vielleicht auch was sei eigenes Patagonien ist. Mein Patagonien beinhaltet jedenfalls Weite, Einsamkeit, trockene Landschaft, spaerlicher Bewuchs, Himmel ohne Ende ... Insofern man fotografieren will benoetigt man nur das Weitwinkelobjektiv. Hier kann man nach jedem Meter erneut stehen bleiben und staunen -- ueber diese einsame Weite von Nichts. Sehnsucht; Getriebenheit, wie Chatwin es nennt. Es ist egal wie man es nennt, man kann es doch nicht beschreiben. Vielleicht kann man sich daran erinnern. Leider verblassen Bilder. Einen Foto habe ich nicht und bin auch froh darum -- ich koennte ja doch nicht einfangen was mich bewegt. Haben wir die beste Ecke Patagoniens ausgelassen? Wie diese ein- fache Frage doch allem widerspricht was ich zuvor geschreiben habe. Nichts desto trotz, dieses Stueck zwischen Bariloche und Piedra del Aguila, das ich gerade durchfahre, lag nicht auf unserer Route. Ich habe hundert Mal auf Bariloche geschumpfen -- zurecht -- doch die Landschaft drum herum (also da wo die Tour- istenmassen nicht sind) ist unbeschreiblich exzellent. Falls ich eines Tages hier her zurueck kehren sollte werde ich dieses Stueck nachholen. Ohh, wie ich so darueber nachdenke und dabei auf die von der sinkenden Sonne warm beleuchtete Landschaft hinaus schaue spuere ich, dass es doch ein Verlust ist hier nicht gewesen, geblieben zu sein und sie ganz langsam aufgesogen zu ha- ben. Ist das die unerfuellte Suche nach *dem* Patagonien -- der Essenz? Macht das die Rastlosigkeit aus? Ewig duerstend auf der Suche nach ... wer-weiss-was ... So wie mein erster Eintritt in dieses besondere Stueck Erde -- auf der Pritsche eines Pickups bei Sonnenschein, die Haare wild im Wind -- ein gueldenes Erlebnis war, so ist es auch dieser Fahrt mit der ich Auf Wiedersehen sage. -- Bilder die mein Herz hoffentlich nie vergisst. Verweilen ... http://marmaro.de/apov/ markus schnalke