2010-09-17 the real world Vom Schreiben in der Ferne Darwin nacheifern Apov, geliebtes Kind, vernachlaessige ich dich? Bisher hatte ich mir als Regel gesetzt zumindest zweimal im Monat einen Artikel zu schreiben. Es gibt Monate mit vielen Anstoessen und Lust in denen es leicht faellt gleich ein paar Texte zu schreiben. In anderen Monaten muss ich mich zwingen hinzusitzen und meine Gedanken niederzuschreiben. Jetzt bin ich weit weg in anderen Welten. Hier finde ich tae- glich Etwas das mich nachdenklich macht, etwas das in einem Ar- tikel enden koennte. Nur, es kommt nicht dazu. Ich vernachlaessige apov hier wo ich es so erstklassig voran- bringen koennte. Es tut ein bisschen weh. Dennoch, es gibt Gruende. Es ist nicht so, dass ich untaetig waere, denn ich schreibe sehr wohl. Meine Gedanken enden nur nicht in apov-Artikeln sondern in meinem Reisetagebuch. Das Tagebuch ist soetwas wie der apov- Ersatz nur noch mehr, aber auch weniger. Ich schreibe taeglich und ich schreibe viel. Was ich schreibe liegt irgendwo zwischen Aktivitaetsauflistung und Gedankennieder- schreiben. Die Tendenz geht zu zweiterem und das ist gut so. Manch ein Artikel steht in dem Moleskine versteckt. Ich habe mir schon ueberlegt ob ich ihn nachtraeglich herausziehen und angemessen vervollstaendigen soll um ihn dann in apov zu stecken. Ich denke ich werde das nicht tun. Ich schreibe sehr gern im- pressionistisch und mag nachtraegliche Ueberarbeitung im apov nicht. Jeder Artikel ist wie ich ihn damals gefuehlt und geschrieben habe. Warum gibt es apov? Warum schreibe ich dafuer? Ich schreibe fuer ich, fuer meine Zukunft und fuer die Zukunft nach mir. Und doch ist es oeffentlich, denn Andere sollen daran teilhaben duer- fen. Es gibt apov damit Andere an meinen Gedanken teilhaben koennen. Mein Reisetagebuch wird offline bleiben, es wird auch zu um- fangreich. Auch wird es niemand lesen wollen -- mal reinschauen und durchblaettern wohl, doch lesen nicht. Und falls ich mal bedeutend werden sollte und meine Reise ebenso wichtig fuer mein Leben werden sollte wie es bei Darwin oder Che Guevara der Fall war, dann kann ja immer noch ein Enkel das Werk digitalisieren. Ist das hier ein Signal zu zeigen, dass apov fuer mich ist? Es sieht ganz danach aus, egal ob gewollt oder nicht. Aber zurueck. Apov waere weniger vernachlaessigt und mein Reisetagebuch wuerde mehr ausformulierte Gedanken beherbergen, wenn ich mehr Zeit zum Schreiben haette. Es ist schade, dass die Tage so voll sind. Wenn ich schreiben will, dann muss ich Schlafenszeit abzwacken, doch das ist nicht gut. Zeit waere schon da, da ich viele Stunden in Bussen ver- bringe, nur kann man da nicht recht schreiben. Nun, soll man lieber langsamer Reisen und weniger sehen, dafuer aber mehr Zeit fuer's Schreiben und Nachdenken haben, oder lieber die Eindruecken sammeln? Ich weiss nicht recht. Es draengt mich schon zur Ruhe. Doch zurueckblickend, was haette ich nicht er- lebt wenn ich weniger gesehen haette? Waeren mir dann aber dafuer mehr Details aufgefallen? Bin ich nicht doch auf dem Touri-Trip wenn ich durch's Land hetze, nur um dies oder das auch gesehen zu haben? Aber wie lange muss ich an einem Ort bleiben? Zwei Tage? Fuenf? Bis einem langweilig wird? Und was laesst man weg und wo lohnt es sich doch aktiv zu sein? Darwin hatte auf dem Schiff Zeit zum Schreiben. Langsam reisen ist wertvoll. Die Busfahrten dafuer zu nutzen waere schon genau richtig, waere nicht das technische Problem. Leider steht der Buch auch viel zu oft schon abfahrtsbereit da, so dass nicht mal Wartezeit genutzt werden kann. Ich sehe schon, es gibt noch viel zu lernen. Dabei ist es sicher nicht falsch Darwin nachzueifern. Seine ``Reise eines Natur- forschers um die Welt'' war jedenfalls in vielerlei Hinsicht bereichernd, inspirierend, und vorbildlich fuer mich. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke