2020-07-20 herz und hirn Mein Weg mir selbst ein Freund ``Nein'', antwortete John. ``Ich habe mich entschieden. Es gibt viele wichtige Ideen, aber ich folge meinem eigenen Kopf.'' [0] Wenn es nur so leicht waere dies ernsthaft und ueberzeugt zu sagen! Zu viele Kompromisse sind noetig. Meinem eigenen Kopf folgen -- wie gut das taete! Aber vielleicht darf man damit nicht zu streng sein. John macht auch Dinge die er eigentlich nicht will. Ein Fehler blieb: es war Krieg. [1] Ungeachtet dessen folgt er aber doch insgesamt seinem Kopf. Wenn ich zurueck blicke, habe ich das auch getan. Jemand hat mal zu mir gesagt: Du bist immer deinen eigenen Weg gegangen, ohne gross nach den anderen zu schauen. Daran ist viel Wahres. Der Grund ist: Ich bin mir selbst ein Freund. Ich nehme ernst, was ich denke und empfinde. [2] Jetzt stehe ich wieder vor Kompromissfragen. Ich sehe meinen Weg und ich sehe seine Kosten. Nicht dass ich nicht schon genug Kos- ten tragen wuerde ... Oft sind sie es wert, aber alles hat Gren- zen ... und die Zeit verrinnt. Das ist der Grund weshalb ich alt bin. Nicht in der gleichen Weise alt, aber auf eine Weise. Ich will mir keine Themen aufladen, die in meinem Leben irrelevant-nichtexistent sind. Was fuer ein Glueck ich habe! Alle kritisieren sie es, aber nur um ihre eigene Illusion aufrecht zu erhalten, ihr zurechtgeschobenes Weltbild zu retten. Ihr koennt das sehen wie ihr wollt; werdet mal aelter, schliesslich werdet ihr mir zustimmen. Dann ist es aber laengst zu spaet. Ueberall bin ich aber mit eurer beschissenen Welt konfrontiert. Wie wenn ``normal'' gleich ``gut'' waere. Ich traue mich ja schon gar nicht mehr was zu erwaehnen, so uebermaechtig und interprae- tationsbeherrschend seid ihr. Dabei sind die sachlichen Tatsachen klar, sie duerfen nur nicht sein. ... Und ich bin Teil einer so unfassbar kleinen Minderheit! ... So klein, dass man schon gar nicht mehr schreiben kann ich waere Teil davon. Tatsaechlich bin ich alleine ... auf meinem Weg ... nur weil ich an ein paar besonders offensichtlichen Punkten unfassbar anders bin ... halt meinem eigenen Kopf folge, meinen eigenen Weg gehe, ernst nehme was ich denke und empfinde, ohne gross nach den anderen zu schauen. Trotte ich halt weiter vor mich hin ... [0] Sten Nadolny: Die Entdeckung der Langsamkeit, S. 185 [1] S. 132 [2] S. 209 http://marmaro.de/apov/ markus schnalke