2018-06-21 herz und hirn Blue Hier bin ich Ich weiss nicht genau mit was es angefangen hat. Vielleicht mit dieser Verabschiedungsumarmung, von der ich ueberrascht worden bin. Es ging so schnell, dass ich sie nicht abwenden konnte. Heutzutage umarmen sich die Leute staendig. Mein Fall ist das nicht. Die Personen, bei denen sich fuer mich eine Umarmung angemessen und gut anfuehlt, kann ich an einer Hand abzaehlen. Meist gelingt es mir, Umarmungsversuche abzuwenden, indem ich schnell genug meine Hand hinstrecke. In dem Fall ging aber alles zu schnell. Mit diesem konkreten Ereignis hat es gar nicht so viel zu tun, trotzdem hat es wohl dort begonnen. Auf einmal habe ich andere Musik aufgelegt. Der wenige Schlaf hat es nicht besser gemacht. Und dieses Buch, das ich gerade lese ...! Diese Runde rennen zu gehen, alleine richtig Tempo zu machen ... seit langem mal wieder am koerperlichen Limit zu rennen! Und doch war es am Ende keine Erleichterung. Zuhause die gleiche Musik. Gestern in Rot. Nur noch schlimmer. Zu wenig Schlaf. Zu viel Fernabsein. Weit weg sein ...! Ich weiss nicht, ob ich es gut finde oder nicht, wenn ich mich leer fuehle. Ausgelaugt. Ausgequetscht. Verbraucht. Nur noch funktionierend. Es hat auch etwas Schoenes: Dann muss man naem- lich nicht mehr reagieren, nicht mehr denken. Der Koerper tut das von selber, nur noch das Noetigste. Man muss es nur hinnehmen. Unertraegliche Personen im Zug. Jetzt sitze ich lieber im Ein- stiegsbereich auf dem Boden als mir diese Scheisse anzuhoeren. Besser so als diese Folter. Ich wuensche mir die Augen zuzumachen und laute Kopfhoerermusik ... diese Musik, die gar nicht so laut ist. Dass das nicht geht, macht die Situation so unertraeglich. Stille! Ich sehne mich nach Stille. Nein, nach Ruhe, bloss keine Stille! Gefuehlsruhe. Eine leere Umgebung ist sowohl erleichternd als auch unertraeglich. Ablenkung ist sowohl angenehm als auch unertraeglich. Musik! Musik tut gut. Die richtige. Dann bin ich damit wenigstens nicht mehr allein. Ich habe Geld wie Heu, ich trag ein' Hut aus Stroh Immer da wo ich bin, da brennt es lichterloh Ich lege Wert auf gutes Benehmen Ich trag ein Messer zwischen meinen schiefen Zähnen Ich bin overdressed Ich bin dehydriert Ich bin gut vernetzt Weiß wie man buchstabiert Ich bin gut gelaunt und mächtig Ich bin naiv und niederträchtig Wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich? Ich kann aufrecht stehen Ich kann vorwärts gehen Ich hab das Licht gesehen Wer bin ich? Ich kann ein Herz erweichen Meine Sünden beichten Deine Wände anstreichen Mich von hinten anschleichen Ich verstehe kein Wort, ich deute die Zeichen Wer bin ich? Ich bin dein Bruder, deine Schwester und ich komm aus gutem Haus Ich versteck mich in der Menge und verkaufe meine Haut Ich bin verwundet und verdächtig Ich bin verliebt und unersetzlich Ich verlang mehr als sie geben Und ich hab mehr als ich brauch Ich führ ein unbestimmtes Leben Und ich weiß mehr als du glaubst Ich sag die Wahrheit und verletzt dich Ich lüg dich an und unterschätz dich Wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich? Ich kann aufrecht stehen Ich kann vorwärts gehen Ich hab das Licht gesehen Wer bin ich? Ich kann Türen eintreten Feuer legen Alles auf mich nehmen Die Litanei herbeten Deinen Dreck wegfegen Und in Rätseln reden Wer bin ich? Ich hab zwei Arme, ich hab zwei Beine Ich bin viele, ich bin alleine Ich bin frei und lieg in Fesseln Ich darf das Codewort nicht vergessen Ich hab einen Kopf und zwei Augen Ich kann sehen, sprechen, denken, glauben Ich hab einen Namen und ein Gesicht Ich sag: Hallo, hurra, hier bin ich Ich kann aufrecht stehen Ich kann vorwärts gehen Ich hab das Licht gesehen Wer bin ich? Ich kann aufrecht stehen Ich kann vorwärts gehen Ich hab das Licht gesehen Wer bin ich? Oh ich mache Probleme Ich brauch Licht, ich brauch Liebe Ich erschaffe Systeme Und streu Sand ins Getriebe Ich suche nach Antworten auf Fragen wie diese Wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich? [0] Ich habe es mir so ausgesucht. Frei und unfrei in meiner Entscheidung. Ich bin wer ich bin. Ich sollte in der Meta-Ebene leben! [0] Kid Kopphausen: Hier bin ich http://marmaro.de/apov/ markus schnalke