2008-01-08 herz und hirn Über Dinge die neunzehn sind Für Menschen die älter sind ... ich fühlte mich unendlich stark und unendlich op- timistisch; meine Taschen waren leer, aber ich hatte den Kopf voller Dinge, die ich mitteilen wollte, und das Herz voller Geschichten, die ich erzählen wollte. ... Und ich spürte, dass ich dazu in der Lage war. Ich spürte, dass ich dazu geradezu geschaffen war. ... Ich besaß drei Paar Jeans, eine Paar Schuhe, die Vorstellung, dass mir die Welt zu Füßen lag; und nichts, was die nächsten zwanzig Jahre passieren sollte, konnte mich widerlegen. ... Wenn man nicht großspurig anfängt, wie will man es dann als Erwachsener je schafen, auf der Bahn zu bleiben? Gebt Gas, egal, wer immer auch anderes erzählt, sage ich da nur. Setzt euch hin und lasst es krachen. [0] Vor ein paar Jahren noch, dachte ich, zwischen 19 und 23 wäre kein besonderer Unterschied. Doch inzwischen erschrecke ich über die Auswirkungen, die so ein paar Jahre mit sich bringen! Neunzehn ist das Alter wo man nur so vor Energie strotzt. Mit neunzehn ist alles möglich -- unendlicher Ehrgeiz, unendliche Ideale, unendlicher Optimismus. Mit neunzehn lebt man die Revolution und hat keine geringeren Pläne, als die Welt zu verändern. Und das ist gut so! Ein paar Jahre später, hat man schon weniger Optimismus, kleinere Ziele mit weniger Ehrgeiz .... und tauscht Ideale gegen Real- ismus ... Stück für Stück. Noch keineswegs alt, und doch ist man schon auf dem besten Weg, es zu werden. Ich habe Fotos gesehen, von mir mit neunzehn, von anderen mit neunzehn ... und man sieht es in ihrem Gesicht, in ihren Augen, in ihrer ganzen Art: da glüht die Energie, die alles möglich macht! Und dann schaue ich micht heute um. Ich betrachte mich, betrachte andere, nur vier Jahre später. Und es bestürzt mich, wo alle die Ideale, all das Feuer geblieben sind! Wir sind fast schon erwachsen, und wollten es doch nie werden. Wir sind fast schon ``normal'' und wollten doch ewig kämpfen. Die Bequemlichkeit stielt uns jeden Tag ein kleines Bisschen von dem was es bedeutet neunzehn zu sein ... und wir wehren uns nicht .... Es ist als hätten wir es längst akzeptiert, als würden wir uns mit diesem schrecklichen Komfort für die Verluste ``belohnen''. Mir ist nach weinen zumute, doch ich rufe: Viva la revolution! Denn ihr sollt kämpfen! Das Feuer der Leidenschaft soll aus euren Augen leuchten! Und die Flügel eurer Ideale sollen euch tragen! Denn ihr sollt ausziehn und die Welt ändern! Ihr seid nicht älter als ich --noch lange nicht alt-- erinnert euch wie es war, neunzehn zu sein .... und vergesst es nicht ... nie! so gehet hin, in Frieden [0] Stephen King im Vorwort zum Dunklen Turm http://marmaro.de/apov/ markus schnalke