2005-10-18 herz und hirn Aufruf zur Bewusstseinsspaltung in Lyrik einer vergangenen Zeit Es gibt kein ``Falsch'' und kein ``Richtig'', kein ``Fantasie'' oder ``Realität'', kein ``erlaubt'' oder ``verboten''. Nein, beide ``Welten'' existieren nebeneinander, ohne Beziehung zueinander. Und es darf keine Verbindung zwischen ihnen geben -- sie würde die komplette Weltordung umwerfen .... die Logik, das Empfinden, alles Beurteilende würde aus den Fugen geraten! ``Er ist in vieler Hinsicht ein großer Mann. Doch eben darum ist er seltsam. (Nur kleine Menschen scheinen normal.) Er hätte leicht einer von jenen Häretikern [0] werden können, die er verbrennen ließ, und ebenso leicht ein Kardinal der heiligen römischen Kirche. Er ist beiden Perversionen sehr nahe gekommen. Wenn ich mit ihm spreche, habe ich immer den Eindruck, dass die Hölle nichts anderes ist als das Paradies, von der an- deren Seite betrachtet.'' ``Von welcher Seite?'' ``Nun ja, du hast recht, es fragt sich, ob es überhaupt Teile gibt, und es fragt sich, ob es ein Ganzes gibt ...'' [1] Und siehst/fühlst du dich beiden Welten zugehörig, so musst du diese Verbindungen in zwei komplett disjunkte [2] Persönlichkeiten aufsplitten, nur den gleichen Körper zu bewohnen als Gemeinsamkeit -- jedoch niemals zur gleichen Zeit! Denn man kann _niemals_ der Liebe Kind UND der Begierde Diener sein, im gleichen Augenblick. Doch wer die dunkle Seite nicht in ein Gefängnis schließt, Er wird, erlegen der Verlockung, für immer verloren an sie sein. Es mag sie geben, Holde Unschuld, Hat nie gekost' die Frucht des Bösen. Bewahre sie in deinem Herzen, Und lass' sie scheinen, in uns're dunklen Seelen. Den Schmerz zu lindern - die unerträglich' Qualen. [0] http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%A4resie [1] angepasst nach Umberto Eco -- ``Der Name der Rose'' [2] http://de.wikipedia.org/wiki/Disjunkt http://marmaro.de/apov/ markus schnalke