2024-03-15 gesellschaftsanalyse Autisten und Mathematiker politisch, privat und das Leben Wir brauchen mehr Autisten und Mathematiker! ... Menschen, deren Denken nicht so sehr mit Gesellschaftspraxis verklebt ist, son- dern die noch einen klaren Gedanken denken koennen. Wir brauchen Personen, die sich nicht am Ist orientieren, sondern das Ist mal mit kalter Sachlichkeit zerlegen und allen anderen -- den Gesellschafts- und Kulturblinden -- ein Erkennen ermoegli- chen. Menschen mit autistischen Facetten leiden oft weniger unter der umfassenden Gesellschaftspraegung, darum sind sie wertvoll in diesem Prozess. (Noch besser geeignet waeren Aliens, aber die ha- ben wir nunmal nicht zur Hand.) Mathematiker sind meiner Meinung nach diejenigen Wissenschaftler, die die klarste, strukturierteste, abstrakteste Denkschule haben und ueben. Diese Faehigkeiten brauchen wir ebenfalls. Wir leiden naemlich unter unzaehligen Problemen, bei denen die tatsaechliche Ausgestaltung in der Praxis ein Zerrbild der eigentlich gedachten Form ist. Die daraus entstehenden Auswir- kungen schaden uns massiv. Bloss haben wir uns schon so sehr an die verzerrt Form gewoehnt, dass wir den Fehler gar nicht mehr bemerken. (Manche moegen nun sagen, dass die Praxis immer eine verwaesserte Mittelmaessigkeit sei. Ich jedenfalls will mich damit nicht zufrieden geben. ... weder mit der Akzeptanz des Stillstands noch mit der verzerrenden Schoenzeichnung dieser Mittelmaessigkeit, denn es sagt ja auch niemand zugleich, dass uns ein gerade so halblebig funktionierendes System ausreicht und wir gar nicht mehr anstreben.) Ich moechte nun drei Beispiele aufzeigen: 1) Das Thema Sicherheit beim Fahrradfahren ist voller Meinungsmache. Die sachliche Analyse, welche Massnahmen wirklich mehr Sicherheit bringen, tritt so gut wie nicht in Erscheinung. Auch die Frage, ob die als sicherheitsfoerdernd angesehenen Mass- nahmen tatsaechlich die Sicherheit foerdern, wird nicht betra- chtet. Dies nennt man wohl ein politisches Thema -- ein Thema, bei dem wissenschaftliche Analysen abwesend sind und es stattdessen nur um Meinungen und voellig andere Ziele geht. 2) Das Thema der Lebensgestaltung von Menschen, basierend auf ihrem Glauben. Ein Ablgeich, ob das Leben (sehr) christlicher Menschen auch wirklich christlichen Werten entspricht, scheint nicht stattzufinden. Glaube und Lebensgestaltung scheinen unabhaengige Dinge zu sein, obgleich unterschwellig eine mut- massliche Verschmelzung von beidem mitschwingt. Die bei einem solchen Thema wahrscheinliche kognitive Dissonanz wird nicht be- trachtet. Externe Blickwinkel sind nicht erwuenscht. Dies nennt man wohl ein privates Thema -- ein Thema, bei dem trotz Wirkung nach aussen alle aeussere Einmischung pauschal abgewehrt wird. 3) Das Thema der Gewaltenteilung in der Politik. Eine differen- zierte und strenge Betrachtung findet nicht statt. Ist das mut- masslich orthogonale System -- Gesetzgebung, Ausfuehrung, Re- chtssprechung -- wirklich orthogonal? Verletzt eine eigene in- haltliche Meinung der Exekutiven nicht die Orthogonalitaet, hat sie doch nur die Aufgabe, die von der Legislativen beschlossenen Regelungen umzusetzen? Auch die Frage, was Recht und Ordnung im Falle der Polizei eigentlich meint und in welcher Weise die Pol- izei Freund und Helfer ist, wird kaum explizit gestellt und mit klarem, hartem Blick analysiert. Erfuellt der Staat seine Aufga- ben und welche sind das? Dies nennt man wohl das Leben -- ein Thema, ueber das man besser nicht zu viel nachdenkt. P.S.: Es ist auch interessant, wie man immer wieder neu von der Grausamkeit des Krieges ueberrascht ist, dabei ist es seit Hun- derten Jahren jedes Mal die gleiche Geschichte ... erneut und er- neut wiederholt. Nichts daran ist neu und ueberraschend, und doch ziehen die Menschen immer wieder naiv in den Krieg. Das ueber- steigt mein Begreifen. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke