2021-04-04 gesellschaftsanalyse Business-Ideen Der langweiligste Job der Welt Wie oft haben mir Freunde in letzter Zeit irgendwelche Business- Ideen vorgeschlagen! Sie haben es gut gemeint. Sie haben versucht mir zu helfen. Sie haben sich in mich hineinzuversetzen versucht, und sie haben auch scheinbar passende Vorschlaege gemacht. Nur waren sie halt nicht passend. Die offensichtliche Unpassendheit war die Selbststaendigkeit, die fast alle dieser Ideen beinhaltet. Ich werde nicht selbststaendig werden; das waere nicht das Richtige fuer mich. Egal wie oft ich das betone, in die Gedanken meiner Freunde scheint diese Informa- tion nicht einzusinken ... oder sie wird unterdrueckt weil sie so viele Ideen ausschliesst. Vielleicht liegt es an einer gewissen Hilflosigkeit, gute Ideen zu finden, wenn die Selbststaendigkeit ausgeschlossen ist. Es ist wie wenn alle tollen Geschaeftsideen eine Selbststaendigkeit voraussetzen. Dabei interessiere ich mich gar nicht fuer tolle Geschaeftsideen. Ich will einfach nur -- stinklangweilig -- einen Job machen. Ich suche keine Aufregung. Ich suche kein Rampenlicht. Ich suche keine Opportunitaeten. Stattdessen suche ich etwas, das die meisten einen oeden Job nennen wuerden. Ich will solide Quali- taetsarbeit im Hintergrund machen, die unsichtbar ist weil sie dafuer sorgt, dass Probleme erst gar nicht entstehen. Mein Traum- job ist ein Hygienefaktor: Unsichtbar wenn vorhanden und falls nicht vorhanden dann fuer die meisten als Grund auch nicht erk- ennbar. -- Das waere die richtige Stelle fuer mich. Manchmal frage ich mich, ob sich die Leute schlichtweg nicht vorstellen koennen, dass jemand so eine Stelle haben wollen kann. Oder koennen sie sich nicht vorstellen, dass jemand die Prinzi- pien der kapitalistischen Wirtschaftsordnung so umfassend ignori- ert und sich ganz auf die Sinnhaftigkeit konzentriert? In allem was ich tue will ich gut sein. Ich denke sehr grundlegend ueber die Dinge und ihre Faktoren nach. Als Selbststaendiger waere ich Unternehmer, wonach mein Ziel (in diesem Wirtschaftssystem) sein muss, Gewinne zu erzielen. Das Ziel ist zu verkaufen -- Produkte oder Dienstleistungen. Bloss will ich gar nicht, dass Leute konsumieren. Ich will in ihnen gar keine Wuensche nach etwas wecken. Ich will gar nicht wachsen und expandieren. Ich will gar nicht (kapital)wirtschaftlich denken. Mich interessiert nur, mit meinen Faehigkeiten und Talenten und mit meiner Zeit den Menschen und dieser Welt etwas Gutes zu tun. Und natuerlich will ich selber dabei auch leben koennen und nach meiner Fasson gluecklich sein. Das jedoch finde ich nicht wieder in diesen Businessvorschlaegen. Sie sind wie Fleischgerichtvorschlaege fuer einen Vegetarier. Sie kommen mir so fremd vor. Sie haben nichts mit mir zu tun. Nicht nur, dass ich das nicht will, ich kann es auch nicht gut. Dabei kann ich so vieles und moechte mich auch gerne einbringen. (Ich arbeite tatsaechlich gerne!) ... doch es ist wie wenn der Fall nicht vorgesehen ist. ... es ist wie wenn der Fall nicht vorgesehen ist. Sobald man den Rahmen des Vorgesehenen verlaesst, faellt man durch die Strukturen der Welt. Es gibt keinen Umgang mit dem Ir- regulaeren, ausser es zu negieren und zu versuchen es zurecht zu biegen. ... oder man begibt sich in die paar Bereiche von Kuriositaetenkabinetten, wo die Abnormitaeten als solche bewun- dert werden. ... Dabei moechte ich meine Qualitaeten doch nur in einem schein- bar langweiligsten Job der Welt zum Wohle aller einbringen, ohne diese mir fremden Spielchen mitspielen zu muessen. -- Es ist ab- surd! http://marmaro.de/apov/ markus schnalke