2020-11-16 gesellschaftsanalyse Abweichende Lebenswelten Gegenwindfahrten Abweichungen der Lebenswelten sind so auswirkungsreich! Es ist schwer, diese zu ueberwinden. Ganz von selbst erzeugen sie immer wieder neue Kollissionen. Es gibt so viele Beispiele fuer diese Abweichungen, dabei ist gar nicht so wichtig welcher Art genau sie sind. - Eine Person die am Theater und eine die an der Schule arbeitet. - Eine Person die beruflich viel reden muss und mit Menschen zu tun hat, und eine die den ganzen Tag alleine und still vor sich hin arbeitet. - Eine Person mit vollgestopftem Alltag und eine der es langweilig ist. - Eine Person mit Kindern und eine ohne. - Eine Person mit kleinen Kindern und eine mit grossen. - Eine Person die den ganzen Tag auf den Fuessen war und eine die nur gesessen ist. - Eine Person die viel tun will und eine die vor allem ihre Ruhe haben will. - Eine Person die stark intellektuell mit immer wieder Neuem gefordert ist und eine die unterfordert ist. - Eine Person die in sich ruht und eine die mit sich selbst beschaeftigt ist. - Eine Person die auf dem Weg zu etwas ist und eine die bereits angekommen ist. - Eine Person die alles schon gesehen hat und eine die es noch sehen will. Alles sind tiefliegende Abweichungen der Lebenswelten, die viele direkte und indirekte Kluefte entstehen lassen. Diese zu ue- berwinden ist eine Herausforderung, die doppelte Kraft erfordert. Etwas, das die doppelte Kraft erfordert, kann schlecht abheben. (Auch wenn diese Aussage flugphysikalisch falsch ist, so stimmt sie doch bei der Dynamik von Projekten.) Am besten hebt man mit Rueckenwind ab, dann wenn es von alleine laeuft, wenn es an- strengungslos erscheint, wenn man den Kopf auch mal abschalten kann, wenn eine Person das Tandem locker fuer beide treten kann. Gemeinsame Anstrengungen sind schon auch wichtig -- Berge, Gegenwind -- aber nur phasenweise fuer begrenzte Zeit. Wenn sie als gemeinsame Sprints (oder auch Marathons) mit Sportsgeist gesehen werden, dann wirken sie positiv. Sind sie aber das un- befristete Normal, dann weicht ueber kurz oder lang das Gemein- same ... welches den einzigen Grund fuer die Belastung darstellt: Der Wunsch, einen gemeinsamen Weg zu gehen. Im Alleinsein gibt es keine abweichenden Lebensstrukturen. Das Gemeinsame macht man fuer die Rueckenwindfahrten, fuer doppelte Geschwindigkeit (die einen abheben laesst), fuer gemeinsame Sprints den Berg hinauf, um mal vom Anderen geschoben zu werden und mal den Anderen schieben zu koennen. In Summe muss sich das auszahlen. Wenn die Alltagsbewaeltigung aber Gegenwindfahren bedeutet, wird man der Anstrengung nach und nach muede werden. Gemeinsame Lebenswelten sind von zentraler Bedeutung. Fehlen sie, so folgen Ermuedung, Frust oder Rueckzug. Das ist schade, aber kaum zu vermeiden. Die Moeglichkeiten, hieran etwas zu beeinflussen sind eher klein. Mit ihnen sollte man sich befassen. Wie auch auf die Balance, so sollte man auf die Ueberlagerung der Lebenswelten achten. Das sind Qualitaetsaspekte, die langfristiger Pflege beduerfen. Sie zu vernachlaessigen geht eine Zeitlang gut, dann aber wird der Berg nachzuholender Pflege schnell zu gross, um noch leistbar zu erscheinen. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke