2020-01-08 gesellschaftsanalyse Demokratie? Integritaet! Wie sehr wird doch immer wieder auf die Demokratie wertgelegt, wie wenn der Begriff ein Zauberwort waere, etwas das die Welt gut werden laesst. Ja, ``Demokratie'' wird verwendet wie wenn das Wort synonym zu ``gut'' waere. Es ist ein Marketingbegriff. Nun, ich denke durchaus, dass Demokratie wichtig ist. Sie wurde erkaempft und ist nun eine Errungenschaft. Sie sollte geschaetzt sein. Doch schon bald mussten wir feststellen, dass zur Demokratie mehr gehoert als regelmaessige Par- lamentswahlen. Demokratie ist nichts Absolutes, sondern ein kleines Wort fuer ein groesses System ... viele grosse Systeme, in vielerlei Aus- gestaltungen. Diese Wahrnehmung fehlt mir. Auto ist auch nicht gleich Auto. So gross die Unterschiede zwischen Autos sind, so sind sie es auch zwischen Demokratien. Bloss weil etwas vier Raeder und einen Motor hat ist es nicht au- tomatisch gut. Wir muessen uns loesen von der Regierungsform als einem absolut wertenden Merkmal. Wir muessen uns loesen von Regierungsform- Klassifikationen. Klassifikationen werden der Sache nicht gerecht. Wir brauchen kontinuierliche Werte, relative Werte, die ein Mehr oder Weniger, und *wieviel* mehr oder weniger ausdrueck- en. Der Korruptionsindex ist beispielsweise eine gute Komponente. Wie kann man eine Demokratie gut finden die korrupt ist? Wenn nicht nur die Regierungspartei korrupt ist, sondern der gesamte Staatsapparat, partei- und gewaltenuebergreifend, was nuetzt einem dann die Demokratie in der Praxis? Was wenn es so viel Informations- und Meinungsbeeinflussung im Wahlkampf gibt, dass das Wahlergebnis nicht dem entspricht was die Buerger eigentlich wollen? Was hat man dann von der Demokra- tie in der Praxis? Es ist falsch darauf zu schauen, ob es eine Gewaltenteilung gibt, man muss darauf schauen wie gut sie funktioniert! (Nicht ob, sondern *wie gut*!) Es gilt sich von der Vereinfachung zu loesen; wir muessen das Modell naeher an die Realitaet ruecken: vom binaeren Ja/Nein zu einem Zahlwert, der im Verhaeltnis zu anderen Werten steht. (Na- tuerlich darf man nicht vergessen, dass es immer noch ein Modell und damit eine Vereinfachung ist, aber sie ist viel besser als die bisherige.) Entscheidend ist es auf die Ergebnisse zu schauen. Funktionen zu haben, die nicht funktionieren, ist gleichbedeutend wie sie nicht zu haben. Darum darf man sich nicht am Vorhandensein von Funk- tionen orientieren. Gleichzeitig ist es egal in welcher Weise -- ob mit einer bestimmten Funktion oder einer anderen oder ohne -- das Ziel erreicht wird, solange es erreicht wird. Darum muss man auf die Ergebnisse schauen. In diesen Dingen fehlt noch eine Menge, besonders in den Koepfen. Man ist beispielsweise ganz vernarrt darauf Leitbilder und Or- ganigramme zu erzeugen, aber leben tut man anschliessend nicht danach. Wozu dann das alles? Nur fuer eine oberflaechliche Show. Man hat es ganz wichtig, sich gut zu praesentieren; gute Arbeit zu leisten ist dagegen weniger wichtig. Man optimiert fuer die falschen Ziele, kein Wunder dass dann Scheisse rauskommt. Tolle Demokratie mit Korruption, Informationsverzerrung, Tatsachenvertuschung, Meinungsbeeinflussung, Verhinderung der Faktensammlung, Vetternwirtschaft, substanzlosem Rumgelaber, Au- genverschliessen, FUD ...! Ich will innere Werte -- Integritaet, Rechtsstaatlichkeit, Tran- sparenz ... und keine beschissene (huebsche) Oberflaeche! Dafuer braucht es zuerst aber Bewusstsein und Verstaendnis in der Bevoelkerung. Diejenigen, die vom derzeitigen Zustand profitieren (d.h. alle, die schoepferische Zerstoerung fuerchten, besonders diejenigen, die derzeit ungerechtfertigt profitieren), haben wenig Interesse diese zu schaffen. Sie zementieren ihre Posi- tionen lieber indem sie die Massen mit Brot und Spielen lahm legen. Wenigstens kann man der Demokratie zugute halten, dass sie ein Bemuehen erzeugt, die Buerger zu befriedigen, weil sich zu viel Unterdrueckung dann doch auf die Waehlerstimmen auswirkt ... http://marmaro.de/apov/ markus schnalke