2019-06-14 gesellschaftsanalyse Mikroplastikerzeuger viel zu langsam Ich habe einen Strassenbesen benoetigt. Mir wurde daraufhin die Erfahrung mitgeteilt, dass die Besen mit den gemischten Borsten (rot-schwarz) die besten seien, d.h. am besten kehren wuerden. An der Stelle habe ich das so stehen lassen, weil ich keine Diskus- sion vom Zaun brechen wollte. Fuer mich gedacht habe ich, dass das so stimmt, aber dass es noch andere Kriterien gibt, die in die Wahl des Besens reinspielen als nur wie gut er kehrt. Ich wuerde ganz sicher einen aus 100% Naturmaterialien kaufen. Bevor es dazu kam, habe ich einen geschenkt bekommen ... so einen mit gemischten Borsten ... aus Kunststoff! Was nun? Im Sinne von Weinbergs Studiumsabbrecherperspektive muss ich nun feststellen: Ich habe ein Geraet, dessen Zweck es ist, Mikroplas- tik zu erzeugen. Dazu hat es Plastikborsten an einem Brett, das man mittels eines Stiels ueber den rauen Asphalt schrubbt, um eine Vielzahl bereits zu Beginn mikroskopischer Plastikteilchen zu erzeugen! Dieser Besen ist ein Mikroplastikerzeuger! Ihn zu verwenden erzeugt zwangslaeufig Mikroplastik. Man kann ihn nicht anders verwenden, um das zu vermeiden, da das Kehren der Strasse zwangslaeufig mit einer Abnutzung der Borsten einhergeht. Ihn als Hausbesen zu verwenden (was zwar besser aber auch nicht gut waere) ist angesichts seiner Breite und Grobheit unsinnig. So stehe ich nun also da, mit einem Mikroplastikerzeuger, den ich entweder -- entgegen allem oekologischen Denken -- benutzen kann, oder -- entgegen allem sozialen Denken und anderen oekologischen Aspekten -- direkt entsorge ... oder -- entgegen der Auf- geraeumtheit im Leben -- ins Eck stelle, dort stehen lasse und nicht daran zu denken versuche ... Egal was ich tue, es ist scheisse! Auch ihn weiterzuverschenken, an weniger oekologisch bewusste Personen, ist keine Loesung, da dieses effektiv dem Selber- benutzen gleich kommt. Und alles nur, weil ich nicht sofort vorsorglich und nachdrueck- lich verhindert habe, dass man auch nur auf den Gedanken kaeme, mir so einen Mikroplastikerzeuger zu schenken! Oder ...? Das ist nun ein Extremfall. Die gleiche Frage stellt sich aber ebenso bei allen bereits vorhandenen Strassenbesen mit Plastik- borsten: Fertigbenutzen oder entsorgen? Das ist wie mit den herkoemmlichen Gluehbirnen, wobei bei denen die Antwort noch am einfachsten ist, weil sie einen so schlechten Lichterzeugungswirkungsgrad haben und ihre Entsorgung so erfreu- licherweise einfach ist. Beim Auto wird die Entscheidung oft vom finanziellen Aspekt dominiert. Beim Computer scheint mir das Res- sourcenthema bei der Entsorgung und Neuherstellung der relevante Aspekt zu sein. Und beim Besen? Das alles zeigt nur wieder wie traege solche Veraen- derungsprozesse sind. Wir werden noch Jahr(zehnt)e mit unseren schon vorhandenen Plastikborstenbesen kehren, auch wenn wir von nun an nur noch Naturmaterialborstenbesen kaufen wuerden. Das wird aber auch nicht von heute auf morgen passieren, weil noch Unmengen von Plastikborstenbesen auf Lager sind, die man ver- kaufen und nicht vernichten will. Und die Firmen, die diese her- stellen, werden auch noch Zeit brauchen, ihre Produktion um- zustellen ... nachdem sie davon auch erst mal ueberzeugt sind (weil sich die anderen Besen wirklich nicht mehr verkaufen lassen (oder nicht mehr verkauft werden duerfen)). Und derweil stellen die Stadtwerke gerade noch munter ihre Reisigbesen zu Plastikbesen im Reisigbesenlook um ... die ja soo cool sind: Retro-Style und High-Tech-Materialien -- eine oekolo- gische Katastrophe! Wir werden niemals rechtzeitig die oekologische Grundlage unserer Lebenswelt retten koennen! http://marmaro.de/apov/ markus schnalke