2017-08-14 gesellschaftsanalyse Weniger verbrauchen Statt hoffen auf Erloesung Unsere Gesellschaft setzt auf das Optimalprinzip: Sie will mehr fuer weniger bekommen. Wenn es um's Energiesparen geht, so denkt sie zuerst an neue Technologien. Natuerlich waere es grossartig, wenn eine neue Technologie soviel besser waere, dass sie das urspruengliche Problem umfassend genug loesen wuerde, ohne gleichzeitig neue Probleme aufzuwerfen, die letztlich genauso schlimm sind. Bloss: Wie wahrscheinlich ist es, dass so eine Technologie gefunden werden wird? Wieviele derartiger Dur- chbrueche hatten wir denn in der Menschheitsgeschichte? Das Rad war ein solcher Durchbruch ohne groessere Nachteile. Auf solch niedrigem Technologieniveau ist aber kaum noch mehr zu erwarten. Und auf hoeherem Technologieniveau: Sind da nicht stets auch hohe Nachteile zu bezahlen? Aber selbst wenn wir die Nachteile beiseite lassen, wie wahrscheinlich ist ein technologischer Durchbruch? Wir stecken so umfassend viel Energie in die Forschung und heraus kommen Maeuseschrittchen. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das voll in Ordnung, aber um unsere Energie- und Ressourcenprobleme zu loesen brauchen wir keine Schrittchen sondern Siebenmeilenspruenge, und zwar bald! Wie wahrscheinlich ist so ein Durchbruch? Also einer bei dem wir nicht nur das aktuelle Wachstum in den Griff bekommen, sondern auch noch so viel einsparen, dass wir nach und nach ausgleichen koennen was wir in den letzten Jahrzehnten zuviel verbraucht ha- ben. (Wobei man das keinesfalls so sehen darf, dass uns ein gewisser Verbrauch zustehen wuerde. Es geht vielmehr um das Limit von dem wir vermuten, dass unsere Erde es gerade noch ertragen kann ohne ``umzukippen''.) Wie wahrscheinlich ist also ein derartiger Durchbruch auf techno- logischem Weg? Und waren es nicht vielmehr die technologischen Entwicklungen, die unseren Verbrauch erhoeht haben? Wir brauchen keine Verbrauchsoptimierung sondern eine Verbrau- chsvermeidung! Verstanden hat man das in der Abfallwirtschaft (aka. Recycling): Das oberste Ziel ist die Abfallvermeidung, anschliessend erst folgt das Recycling. Durch Recycling kann man naemlich unmoeglich das einsparen was man einspart wenn man den Abfall gleich ver- meidet. Ebenso koennen auch all unsere Technologietricks zum Op- timieren des Verbrauchs und zur effizienteren Energie``gewinnung'' nicht das erreichen was wir erreichen koen- nen durch die Vermeidung des Verbrauchs. Zumal man die Physik nicht ueberlisten kann, denn Energie laesst sich nicht erzeugen, nur umwandeln, und fuer jede Umwandlung braucht man Energie. Die (aus kurzsichtiger Menschensicht) einzige effiziente Energie``gewinnung'' ist die durch einmalige Umwandlung von na- tuerlich lagernden Ressourcen -- oekologisch und langfristig ist das die schlimmste. Alle anderen Energie``quellen'' sind inef- fizient, weil sie alle zuviel Energieeinsatz erfordern um eine geeignete Energieform herauszuholen ... oder sie erzeugen nur kleine Energiemengen (wie ein Holzwasserrad). Wie soll uns all dies also helfen? Diesem Technologieverbesserungsweg anzuhaengen ist ein irra- tionales Hoffen auf Erloesung -- der Wunsch, dass Engel kommen und uns retten. Nun, wenn wir tot sind, dann kuemmern uns all diese weltlichen Probleme nicht mehr, insofern wartet auf jeden einzelnen von uns schon eine Erloesung, aber die Menschheit muss ohne diesen bequemen Ausweg auskommen. Jeder Mensch muss sterben; die Erde wird fortbestehen; aber die Menschheit, die anderen Tiere, die Pflanzen, unser Lebensraum so wie wir ihn kennen, das steht auf dem Spiel. Darum geht es. Es kann darauf nur eine Antwort geben: Weniger verbrauchen! http://marmaro.de/apov/ markus schnalke