2008-08-17 gesellschaftsanalyse Business-Class better go where you belong to Es gibt Gesellschaften da fühlt man sich wohl, da gehört man hin, und welche da ist beides nicht der Fall. Momentan verkehre ich (auf einer Geschäftsreise) in einer Gesellschaft die nicht zu mir passt. Ich lebe auf einer Ebene, die mir fremd ist. Drei Nächte in diesem Hotel kosten soviel wie mein kompletter Sommerurlaub letztes Jahr. Es ist eine neue Welt für mich, die ich gerade erlebe. Keine Frage, es ist interessant diese vielen Eindrücke aufzunehmen, sie wirken zu lassen. Ich finde es toll, diese Erfahrungen machen zu können. Doch ich gehöre nicht dort hin -- ich fühle mich dort nicht wohl. Ich dachte immer, es müsse so viel Geld zwischen mir und dieser Welt liegen ... doch das ist gar nicht der Fall. Diese Fremde ist so nah! Eine Firmenreise, und schon ist man da ... in der Business-Class. Man muss noch nicht mal viel Geld haben. Entweder die Firma zahlt, oder man lässt sich einladen. Entscheidend ist nur, die richtigen Beziehungen und Kontakte zu haben ... in entsprechneden Kreisen zu verkehren. ... und da können Wissen und Rhetorik schon ausreichen. Ich bin nun hier, und ich beobachte interessiert, aber dies ist nicht meine Welt! Gestern wurde mir das sehr deutlich: Die An- deren wollten abends in die Stadt -- mir war eher nach eine m gemütlichen Abend, vielleicht noch produktiv sein, Ruhe und früh in's Bett. So entschied ich mich, nicht mit ihnen zu gehen. Die Frage war nun, wo ich Abendessen wollte. Möglichkeit A war das Hotel-Restaurant, das ich mir zwar hätte leisten können, aber die angebotenen Gerichte sagten mir nicht so recht zu. Als Al- ternative B war da ein McDonald's in der Nähe. Ich habe so gut wie nichts für diese Lokale übrig, aber ich dachte mir, einmal alle paar Jahre könne man sich das schon antun. Da mir das Fast-Food mehr zusagte als das Hotel-Restaurant, machte ich mich auf den Weg zu Ersterem zu laufen. Auf dem Weg fragte ich mich dann, weshalb ich nicht einfach in die nahe Kleinstadt ginge um dort nach was zu Futtern zu suchen. Da das Hotel etwas außerhalb an der Autobahn lag, waren es etwa zwei Kilometer bis in den Ort. Was soll's ich bin ja noch jung und fit. Also schwenkte ich um und begab mich in die Stadt. Unterwegs traf ich einen Einheimischen und fragte ihn nach einer Pizzeria oder Ähnlichem. Er beschrieb mir den Weg zu einem Lokal da gut und preiswert wäre. Ich dankte für die Auskunft. Den Weg fand ich auf Anhieb. Es war keine Pizzeria, was mir aber auch nicht so wichtig war, sondern eine Art Gartenlaube, wo es ``Hausfrauenkost'' gab. Insgesamt waren fünf oder sechs Tische aufgestellt, doch nur die Inhaber und die paar ihrer Bekannten saßen an einem von ihnen. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass tatsächlich geöffnet war, setzte ich mich und bestellte. Bratkartoffeln mit Spiegelei sollten es sein. Die Wirtin verschwand daraufhin in die Küche um das Essen zuzubereiten. Wenig später kam sie auch schon mit dem fertigen Gericht zurück. Es war eine große Portion, liebevoll mit Gurke und Tomate dekori- ert. Es sah lecker aus ... aber noch besser: Es schmeckte auch super! Ach was! Es schmeckte vorzüglich, erstklassig, genial! Einfach alles passte, und es war auch ein bisschen stärker gewürzt, wie ich es halt am liebsten mag -- Perfekt! Der Hammer war aber, dass ich inklusive Getränk nur vier (!) Euro bezahlen sollte. Ich wollte gerne acht zahlen, da ich das angemessener fand. Darauf ließ sich der Wirt nicht ein; so einigten wir uns in der Mitte. Ich hatte so ein hervorragendes Abendessen, das ich in keinem Hotel so gut bekommen hätte (und bei McDonald's schon erst recht nicht). Und dafür sollte ich weniger als ein Drittel von dem zahlen, das ich im Hotel mindestens erwartet hätte. Welche Grund gibt es also für mich, in einem Hotel zu essen? Dies und noch viele andere Dinge sind es, die mir zeigen weshalb ich nicht in diese Gesellschaften gehöre ... und das ist gut so. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke