2008-01-30 gesellschaftsanalyse Über Unterschiedlichkeiten Jeder braucht angemessene Ziele Ich bin ein Streber! Dieser Begriff hat leider ein eindeutig abwertenden Unterton und bezieht sich eigentlich auch nur noch auf Schüler mit guten Noten. Im eigentlichen Wortsinn ist der Begriff aber höchst positiv: Ein Streber ist jemand der Ziele hat. Er arbeitet für diese Ziele, will sie erreichen. Er ruht sich nicht auf dem Erreichten aus, sondern will immer weiter. Und er tut etwas dafür. Nun, ich behaupte, dies trifft auf mich zu. Mit der typischen Verwendung des Begriffs hat seine ursprüngliche Bedeutung nur teilweise Gemeinsamkeiten. Zu allererst ist die Betrachtungsweise verschieden: Der ``schulische Streber'' wird quasi nur anhand des Ergebnisses (= Noten) gemessen (plus seine Außenseiterrolle). Der ``eigentliche Streber'' identifiziert sich dagegen durch sein Vorgehen und seine Ziele. Wenn ein Unterstufenschüler gute Noten hat, dann lernt er ver- mutlich viel weil seine Eltern das so wollen, oder er ist eben besonders schlau. Nichts von beidem rechtfertigt die Bezeichnung ``Streber''. Dagegen können schlechte Schüler sehr wohl Streber (im eigentlichen Sinn) sein. Jetzt ist es so, dass ich auch gute Noten im Studium habe. (Ganz anders als noch zu Schulzeiten!) Und der Auslöser für diesen Text ist, dass es jemand nicht angemessen fand, dass mich meine schlechteste Note (die immer noch nicht schlecht ist) ärgerte. Ich sehe diesen Ärger als durchaus berechtigt (und auch gut) an und werde jetzt erklären wieso. (Zur Klärung der Situation muss ich erwähnen, dass ich nicht jam- merte ``wie schlecht ich doch sei'', denn dies wäre tatsächlich nicht gerechtfertigt.) Wir stellen uns zwei Tennisspieler vor. Der Eine ist ein Profi, der Andere spielt nur als Hobby. Jetzt stellt der Profi fest, dass seine Rückhand noch nicht gut genug sei und er unbedingt daran arbeiten müsse. Der Hobbyspieler würde daraufhin entgeg- nen, dass die Rückhand des Profis doch super sei und dass er das Thema beenden soll. Klar, aus Sicht des Amateurs ist die Rückhand des Profis erst- klassig. Vielleicht sieht er noch nicht einmal die kleinen Fehler/Makel/Unstimmigkeiten, die der Profi weg haben möchte. Der Profi ist nicht zufrieden mit etwas, das der Hobbyspieler wohl nie erreichen wird. Dem Amateur wäre es da lieber, er würde nicht an diesen Unter- schied zwischen ihnen erinnert werden. Denn: Erst wenn man die Kluft deutlich sieht, ist sie auch wirklich vorhanden! Unscharf am Horizont kann man sie auch verdrängen oder unbewusst akzep- tieren. Wenn sie jedoch so deutlich hervorgeholt wird, dann muss der Hobbyspieler einsehen, dass er schlechter ist. Es wird ihm direkt auf die Nase gedrückt. Der Profispieler sagt es ihm deutlich ins Gesicht: ``Du bist schlecht!'' ... doch nur aus Sicht des Amateurs! Denn der Profi (wenn er kein Angeber oder Unmensch ist,) will keinesfalls den Hobbys- pieler schlecht machen. Er will eben keine Kluft schaffen. Stattdessen will er den Hobbyspieler auf seine Ebene holen, will ihn gleichstellen. Er sagt eben nicht, dass der Amateur ihn nicht versteht, sondern er erklärt ihm, zeigt ihm, wo die Schwächen seiner Rückhand sind. Er holt ihn als Berater. Er will wissen, was der Andere meint .... oder ... wenn er das letzt Turnier deswegen verloren hat, sucht er auch nur Trost ... ein gutes Wort oder so .... Ja, die Zwei stehen auf verschiedenen Stufen. Mir ist dabei wichtig, dass keine Kluft entstehen muss, wenn dieser Unterschied klar dargestellt wird. Meiner Meinung nach muss er sogar offen gelegt werden, wenn die Zwei weiterhin gemeinsam Tennis spielen wollen. Denn würde jeder nur so tun, als wären sie gleich, dann wäre doch nichts echt und die Scheinheiligkeit offensichtlich. Es wäre bald das letzt Spiel. Dadurch, dass sie sich ihre Fähigkeiten eingestehen, können beide voneinander profitieren. Wichtig dabei sind die verschiedenen Maßstäbe die gelten müssen. Würde der Profi dem Hobbyspieler all die Fehler sagen, die er bei ihm sieht, dann wäre das viel zu viel. Er muss ihm das sagen, was für ihn angemessen ist. Genauso ist es auch umgekehrt, denn würde der Profi vom Amateur nach dessen Erwartungen beurteilt, so wäre es dem Profi keine Hilfe. Nein, der Amateur muss so viel vom Profi fordern, dass dieser vorwärts kommt! Man muss so viel vom Anderen fordern, wie dieser leisten kann. Ich habe nichts davon, wenn ich meine Noten an den Maßstäben anderer messe. Meine schlechteste Note ist für mich eben nicht gut, auch wenn sie noch gut ist! Wäre ich mit ihr zufrieden, dann würde sich dadurch meine Leistung sicher nicht steigern. (Ich weiß (aus Schulzeiten) sehr gut, was schlechte Noten sind und dass sie nicht viel aussagen müssen. Ebenso wie meine guten Noten jetzt einfach auch stark von günstigen Begebenheiten abhängen.) ... und auch wenn ich mich wiederhole: entscheidend ist, dass wir streben und dass wir einander helfen, denn auch der Hobbyspieler kann dem Profi noch so manchen guten Tipp geben .. und viele Trainer/Mentoren können weniger als ihre Schüler ... aber wie wissen, wie sie denen vorwärts helfen können. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke