2013-10-31 digital life Computer Literacy Fuer die Klasse Mit grosser Verwunderung nahm man wahr, wie ich meinen Computer bediene. Die weisse Schrift auf dunklem Grund, wie wenn das etwas Fremdartiges waere. -- Hacker-Geektum, eine beeindruckende Spielerei wie im Film, etwas Fernes und Unnahbares. Jedenfalls nichts das man einordnen koennte, nichts mit dem man umgehen koennte. Wie widersinnig mir das erscheint, denn sollte Text fuer belesene und studierte Personen nicht etwas sehr natuer- liches sein? Sollten Personen, die regelmaessig schreiben, nicht eine Texteingabe als die natuerliche Form der Anweisungseingabe ansehen? Sie aber zeigen nur auf das was sie wollen, neuerdings unter- stuetzt durch Gesten. Ihre Kommunikation mit dem Computer beschraenkt sich auf die Moeglichkeiten eines Zweijaehrigen, un- faehig zu artikulieren was er meint. Aber nein, dieses Bild trifft es nicht. Sie koennen sich sehr wohl ausdruecken, nur nicht so, dass der Computer sie versteht. Es ist wie im Urlaub in einem fernen Land, dessen Sprache man nicht spricht. Wenn keine gemeinsame Fremdsprache vorhanden ist, dann bleiben nur das Zeigen und die Gesten. Wer selbst schon in dieser Situation war, weiss wie hilflos man sich dabei fuehlt, wie sehr man sich seiner Moeglichkeiten beraubt fuehlt, wie ineffektiv die Kommunikation wird. Alles haengt dann davon ab wie intelligent und kreativ der Gegenueber ist. Mitunter verzweifelt man fast. Gerade so geht es mir, wenn ich Computer auf eure Art benutzen muss. Ich empfinde die Gestikuliererei als grosse Einschraenkung, eben weil ich weiss wie effektiv Sprache ist. Wer reden kann will nie mehr dieser Faehigkeit beraubt sein. Reden zu koennen bedeutet eine Entwicklungsstrufe des Menschen. Der Aufwand fuer Kinder es zu lernen ist enorm. Ueber viele Jahre ueben sie taeglich, oft im ``Privatunterricht''. Der Vor- teil am Reden zu koennen ist so offensichtlich, dass es niemand mehr missen will. Kein Kind wird sich weigern Sprechen zu lernen, trotz all des Aufwandes. Bei der geschriebenen Sprache war die Situation lange Zeit nicht so offensichtlich. Im Mittelalter wurde vom gemeinen Volk nur wenig Vorteil darin gesehen lesen und schreiben zu koennen. Die Menschen empfanden scheinbar nicht genug Motivation sich darum zu bemuehen Jahre lang zu lernen was Buchstaben bedeuten und wie man sie erzeugt. Heute stellt niemand mehr in Frage, dass sich der Aufwand lohnt. Wird nicht die naechste Entwicklungsstufe eine informatische sein? Nachdem wir Menschen nun alle muendlich und schriftlich mi- teinander kommunizieren koennnen, nachdem seit den neunziger Jahren flaechendeckend Computer miteinander kommunzieren koennen, muss da nicht als naechstes eine umfassende, angemessene Mensch- Computer-Kommunikation entstehen? Ich glaube ja. Diese momentan populaere Rumgestikuliererei sehe ich nicht als angemessene Kom- munikationsform an. Sie ist nur eine Vorstufe dazu. Was Program- mierer heute schon koennen werden zukuenftig alle Menschen ler- nen. Es wird sein wie damals als das Volk Lesen und Schreiben gelernt hat, oder als das Volk flaechendeckend Englisch gelernt hat. Bald wird das Volk die textuelle Computerkommunikation er- lernen. So wie heute jeder Mensch viele Tage seines Lebens in das Erlernen von Muttersprache und Schrift investiert, so wird er zu- kuenftig viel Zeit investieren um mit Computern angemessen kom- munizieren zu koennen. Diese Investition wird nicht vergebens sein. Wieviel Zeit ver- bringt denn der durchschnittliche Deutsche am Computer? Und wieviel strukturiertes Lernen investiert er dafuer? Es ist ja nicht so, dass die Computerbedienung ein intuitives Verhal- tensmuster waere, wie etwa das Essen oder die Lautaeusserung. Trotz aller angepriesener Intuitivitaet von Benutzerschnittstel- len zeigt sich, dass die Computerinteraktion, abgesehen von dem Erkennen von ein paar trivialen Gesten, nicht intuitiv ist. Wenn wir heutzutage im Schnitt einen zweistelligen Prozentsatz unseres Tages Computer bedienen, wieviel Lernaufwand fuer eine bessere, hoeherklassige Bedienung ist dann angemessen zu investieren? Und welcher Art sollte dieses Lernen sein? Tipps vom Hoeren-Sagen? Effizienzverbesserungen? Oder eher die Evaluation maechtigerer Systeme und das Lernen von Sprachen, um die Effektivitaet zu ver- bessern? Nicht anders ist es bei der Texteingabe. Wenn man aufsummiert wieviel Text man am Computer eingibt und wieviel Zeit man dafuer braucht, dann amortisiert sich der Zeitaufwand fuer das Lernen einer besseren Eingabeform, z.B. eines 10-Finger-Systems, schon nach wenigen Jahren. Anschliessend gewinnt man vielfach die Zeit die man einmal investiert hat. Aber zurueck zur Sprachkommunikation mit dem Computer. Meiner Meinung nach handelt es sich dabei um eine logische naechste Entwicklungsstufe nach Lautsprache und Schrift, wohlgemerkt unter der Annahme, dass wir weiterhin und noch staerker mit Computern kommunizieren werden. Die momentanen Tendenzen, die Bedienung im- mer staerker zu verkindlichen, halte ich fuer eine Sackgasse. Die natuerliche Sprachkommunikation mit dem Computer -- akkustisch oder schriftlich -- wird zukuenftig eine Grundfaehigkeit der Men- schheit darstellen. Wann es soweit sein wird laesst sich kaum abschaetzen, angesichts der gerade mal 50 Jahren relevanter In- formatikgeschichte, von denen erst 25 Jahre lang das Volk Comput- er bedient. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke