2010-09-04 digital life Computer Eine Hassliebe Ich hasse Computer! Ach koennte ich mein Leben leben ohne sie benutzen zu muessen. Ich bin hier auf einer anderen Seite der Welt, abseits meines Alltags. Ich bin fern der Technik -- bewusst und gerne. Und doch ist es die Technik die mir die Heimat nahe holt und es ist die Computertechnik die es billig macht. Ich bin hier weniger als zwei Stunden pro Woche am Computer. Wenn ich ihn nutze dann um Texte und Bilder nach Hause zu schick- en oder um Informationen fuer mich nachzuschlagen. Ich mache nur das Noetigste, so wenig wie moeglich. Ich geniesse es frei von der Technik zu sein. Mir fehlt nichts. Mir wuerde etwas fehlen waere es fuer lange, doch nach nur einem Monat geht es mir (noch immer) blendend ohne. Computer sind fuer mich unglaublich faszinierend. Vielleicht weil man in der digitalen Welt Gott-gleich ist (abgesehen von Wundern). Es gibt Gesetze und Werkzeuge, die sind gegeben, doch alleine mit Kreativitaet und Zeit kann man erschaffen was immer man sich nur denken kann. Es ist wie die Mathematik, fuer die die wissen was ich meine. Bestehende Software kann wie eine schoene Stadt sein: Man bes- taunt die Baukunst, steht ehrfuerchtig vor einer Kirche oder liebt das Ambiente eines kleinen Strassencafes. Manche Staedte harmonieren wunderbar, alles ist aus einem Guss. Andere sind ganz heterogen und ueberall anders. Wieder andere einfach nur gewaltig und man kann kaum begreifen wie sie funktionieren koen- nen. Manche sind klar organisiert, andere chaotisch -- ob so oder so, man macht Staedte-Trips weil jede anders schoen oder besonders ist. Die digitale Welt gibt meinem Leben mehr als nur eine Freizeit- beschaeftigung. Sie durchdringt es und beeinflusst meine Sicht auf die reale Welt. Es ist wie Buecher zu lesen oder einen Gar- ten zu pflegen -- man kann dadurch wachsen. Ich bin durch die digitale Welt gewachsen -- sie gibt mir so viel. Und doch, heute sitze ich keine Stunde am Rechner, doch meine Stimmung ist am Tiefpunkt. Ich rege mich auf. (Etwas das gar nicht zu mir passt.) Es ist als wolle mich dieser Kasten aer- gern. Schlechte Software macht aggressiv. Wie ein Ausflug in einen Slum: ueberall Elend, keine Schoenheit, es wird geschossen, und ab und an bekommt man auch mal was ab. An so einem Ort will man nicht verweilen ... und ich will eben keine Systeme nutzen (muessen) die mir nicht gut tun, gerade wo ich weiss, dass es besser gehen wuerde. Es ist wie mit Menschen: Ich liebe gute Software, doch ich leider unter schlechter. Der Unterschied ist, dass ich schlechte Software hassen kann, bei schlechten Menschen bin ich mir nicht sicher. Hier setzt gerade der Regen ein, dieser soll die Wut wegwaschen. Nebenan laeuft Salsa-Musik, die bringt Schwung fuer neue Gedank- en. Heute und in den naechsten Tagen muss ich keine Computer mehr anfassen, das beruhigt. Hier regiert die Natur und mein/das Leben. Dennoch verwehrt mir niemand einen Gedankenspaziergang durch eine der schoenen digi- talen ``Staedte'', dann und wann. http://marmaro.de/apov/ markus schnalke